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In Hedingen zum Beispiel trafen sich die Teilnehmer für den diesjährigen Kirchentag in der Kirche
zu einer kurzen Besinnung und marschierten dann zusammen nach Affoltern, wo sie auf die Gruppen aus Aeugst und
Ottenbach stiessen. Treffpunkt war die reformierte Kirche.
Von Ernst Schlatter
Gegen 10 Uhr 30 ertönten nicht nur die Kirchenglocken, sondern aus der Kirche drangen afrikanische Trommelklänge,
welche zum Gottesdienst zusammen riefen. Drinnen waren die meisten Stühle auf die Seite geräumt worden.
Platz war geschaffen worden, damit Neues Platz fand.
Also war auch Platz für Tanz und andersartige Musik. Die beiden Trommler
aus dem Kongo, Abaya und Honoré, brauchten am Anfang ihren ganzen Charme, um uns aus der sonntäglichen
Reserve zu locken. Zwei Stunden später hätte man nicht geglaubt, dass dies dasselbe Publikum wäre!
Margret Tabikira aus Simbabwe, der Gast des Tages, ist seit einem Jahr im Missionshaus Immensee und weiss deshalb
schon recht gut, was bei uns zählt. Sie bringt es auf den Punkt: In Afrika ist Beziehung wichtiger als Zeit
und deshalb ebenso wertvoll wie Geld.
In der Einstimmung kam Pfarrer Urs Boller auf die Geschichte vom Turmbau von Babel
zu sprechen, ein Musterbeispiel von nicht gelungener Kommunikation. Im Bedürfnis, Höheres erreichen zu
wollen, etwas ganz Besonderes zu sein, beschliessen sie, einen Turm zu bauen, dessen Spitze bis zum Himmel reichen
sollte. Sie wollten direkten Zugang zum Absoluten, Zugriff zur Schatzkammer Gottes und Anteil an seiner Macht und
Überlegenheit. Je höher hinaus sie wollten, je mehr schauten sie auf andere hinunter und konnten einander
nicht mehr verstehen, weil jeder den Ton angeben wollte und keiner mehr zu hörte: Die gemeinsame Sprache ging
verloren, Verwirrung griff um sich und das ehrgeizige Projekt musste abgebrochen werden. Eine hochaktuelle Geschichte!
Wie kann man heute verstehen, wenn die Löhne von Spitzenmanagern ins Unermessliche steigen, wenn im Land des
Schaloms die Spirale der Gewalt immer höher dreht oder in Afrika (Simbabwe) ein einst verdienter Herrscher
seine Macht mit Gewalt erzwingen will.
Die Stätte der Verwirrung (Babel) ist aber auch in unserem Innern zu suchen.
Verständnis zu zeigen, Verständigung zu erreichen ist oft schwierig. Missverständnisse prägen
häufig unseren persönlichen Umgang. Wenn Kommunikation gelingen soll, dann braucht es offene Ohren, Anteilnahme
und die Bereitschaft, über die Schallgrenzen der eigenen Interessen hinauszuhören. Dazu lud Urs Boller
ein: In Besinnung, Gebet, Austausch, Gespräch, mit Rhythmus, Tanz , Spiel und gemeinsamem Essen einander näher
zu kommen.
Margret Tabikira erzählte aus ihrer Arbeit mit Jugendlichen in Harare, wo
sie als Lehrerin an einem Gymnasium tätig ist und von deren Wünschen, an unsere westlichen Kommunikationsmöglichkeiten
(Handys, Computer) heran zukommen. („Wir wollen auch ans Netz!“)
Bei Andreas Loebell, einem Mitarbeiter von HEKS, war aus erster Hand von einem Selbsthilfeprojekt für Jugendliche
in Zimbabwe zu hören, durch das diese eine solide Grundausbildung erhalten können. Er stellte sich auch
kritischen Fragen und überzeugte, dass das gesammelte Geld an den richtigen Ort kommt.
Das Hedinger Pfarrerehepaar Renate und Walter Hauser führte eine lebendige Gruppe zu einem Bibliodrama über
die Geschichte vom Turmbau zu Babel an. Dass es dabei durchaus lustig her- und zuging, wird bestimmt manchem Teilnehmer
Mut machen, vielleicht auch in der eigenen Kirchgemeinde, Themen auf diese Weise nachspielend aufleben zu lassen
und so zu einem persönlich erlebten Lösungsansatz zu gelangen.
In der Kirche machten uns die beiden kongolesischen Trommler, Abaya und Honoré, mit afrikanischen Rhythmen,
Klängen, Tänzen und Gesten mit dieser Art von Kommunikation vertraut.
Zum Abschluss des Gottesdienstes trafen sich wieder alle in der Kirche. Nach einer
stillen Besinnungsprozession um fünf Brennpunkte (für die fünf Erdteile) schloss Urs Boller mit
Gedanken zum „Verständigungswunder“ von Pfingsten an und hob hervor, dass die Sprache begeisterter Liebe international
und überkonfessionell sei. Und er meint damit eine Sprache, die geprägt ist vom Geist der Achtung und
Achtsamkeit, des Vertrauens und Verzeihens. Ein Geist, der sich über vermeintliche Schranken hinweg setzt,
Hindernisse abbaut, Vorurteile nieder reisst und auf Verständnis und Verständigung zielt.
„Lassen wir uns immer neu von diesem Geist anregen, leiten und führen, damit Kommunikation kein Fremdwort
bleibt“.
Anschliessend wurde zu einem einfachen, aber köstlichen Mittagessen eingeladen,
welches das „Werk- und Wohnhaus Weid“ in Rossau zubereitet hatte.
Ein denkwürdiger Kirchentag mit vielen Impulsen für neue Projekte, um dem Anliegen „Kommunikation“ auf
regionaler und globaler Ebene noch mehr Gewicht zu verleihen, fand so seinen runden Abschluss.
eschla wettswil