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10. Frauenhaar

Adiantum nigrum verum

Frauenhaar, im Lateinischen Adiantum nigrum verum, auch Capillus Veneris genannt, hat zarte, braunschwarze, gläntzende Stängel einer Spannen hoch, die Blätter sind klein, rundlicht, rings umher zerkerbet, weisslicht, und vergleichen sich denen im Coriander, wächset gern an den Wäldern, Brunnen, felsichten Orthen wo es schattich sit, der rechte wächset um Mompelier in Franckreich; den Nahmen Frauen-Haar hat es, weil es die Haar färbet, und schön wachsen machet, wenn es nehmlich in Lauge gesotten, und das Haupt damit gewaschen wird; dieses Kräutlein grünet zwar das gantze Jahr, trägt aber weder Saamen noch Blumen.

Das Kraut oder die Blätter davon, welche temperirt und nicht zu kalt noch zu warm seyn, hat man allein davon in den Apothecken; Daraus wird bereitet der einfache und componirte Syrup, der componirte Syrup nach Fernelio ist folgender. Rec.:

Maur-Raute, 3. Hände voll
Venus-Haar, Gülden-Wiederthon, Steinbrech, Betonick, Pimpinell, Hirschzung, alles frisch, jedes 2. Händevoll

Giess Brunnwasser drauf, infundire es und desillier es wie bey andern Syrupen gelehret worden, theu darnach Zucker q.s. darzu, und zuletzt füge vom destillirten Wasser darbey q.s. und koche es zu Syrup.
Es heilet so wohl das Wasser davon, als der Syrup, in Gonorrhoea und weissen Fluss der Weiber, eröffnet die Verstopffung der LEber und Miltz, treibt den Urin und Monathliche Blume, machet dünn und flüssig, treibt den Stein, lindert den Husten, vertreibt das Keuchen und Seitenstechen; eröffnet auch das verstopfte Geäder. Dessen Decoct mit Wein oder Wasser, dienet zu den dicken, zähen Feuchtigkeiten, machet einen Auswurff, und treibet den Sand aus, auch machet man davon ein Extract.


11. Maur-Raute

Adiantum album, Ruta muraria



Maur-Raute, im Lateinischen Adiantum album, in Officinen Ruta Muraria genannt, gleichet an Gestalt fast dem Frauen-Haar, doch nicht so hoch, und hat schmälere und breitere Blätter, hat eine sehr fasichte Wurtzel, wächset gern an alten Gemäuern, daher es auch den Nahmen hat, es grünet das gantze Jahr über, vornehmlich aber im Sommer, und bringet weder Blumen noch Saamen.

Das Kraut oder Blätter samt Stengeln, seyn gemässigter Wärme und Kälte trocknet, zertheilt, zeitiget, treibet den Harn, und bricht den Stein, resolvirt den zähen und tartarischen Schleim, auf der Brust und Lunge, wehret dem Husten und kurtzen Athem, vertreibet das Seiten-Stechen, Gelbe-Sucht, und dienet sonderlich in Verstopffung der Milz, Nieren und Blasen-Schmerzen; führet gelinde ab die Galle, Harn und Stein; thut auch grosse Würckung wieder den Scharbock; wird auch in Brüchen der jungen Kinder, wann man ihnen davon 40. Tage nacheinander eingibt, genutzet. Aeusserlich gebrauchet, mehret es das Haar, trocknet den nassen Haupt-Grind, heilet die Geschwür der Nägel, und vertreibt den Wurm an Fingern, zeitiget die Kröpfe und Beulen. Die Asche davon heilet die Fisteln, und reiniget die Geschwär an heimlichen Orthen der Frauen.


12. Gülden Wieder-Thon

Gülden Wieder-Thon, im Lateinischen Adiantum aureum genannt, ist ein vollkommenes Mooss, hat sehr subtile, gelbe und niedrige Stängel, so am untersten Ende mit vielen zarten moosigen Blättern umgeben. Es wächset an steinigten, sandigten und moosigten Orthen auf den Bergen, und in den Wäldern. Es wird vor der Sonnen Aufgang, wann Sonn und Mond im Zwilling sind, gesammelt. Man findet zwar solches mit Kraut, Blätter und Blumen in einigen Apothecken, aber von dessen Kräften wird bey keinem Autos etwas gefunden, wird auch zu nichts gebrauchet, ausser dass es Carrichter in verzauberten Krankheiten rühmet und gebrauchet. ist aber seiner Würkcung nach wohl auszulassen.


13. Paradies- oder Aloes Holtz

Das Aloes- oder Paradies-Holtz, im Lateinischen Lignum Aloes, auch Agallochum genannt, ist ein Holtz, schwartz Purpur Farb, mit ascherfarben Adern untermenget, bitter schwer, und giebt einen Safft von sich, wann man es auf glüende Kohlen leget, giebt auch einen lieblich sauerlichten Rauch, wo man es anzündet, lässet es etliche Blässlein hinter sich. Woher das Holtz kommt, darin sind die Scribenten ungleicher Meynung, dieweilauchunter solchem Holtz ein Unterschied gemacht wird.
In den Apothecken hat man das Holz, aber es werden nur kleine Stücklein zu uns bracht. Es ist warm und trocken im 2. Grad, und stärcket alle Leibes-Glieder, sonderbar aber so daran gerochen wird, oder so man sich mit räuchern lässet, ist es von wunderbarer Krafft und Stärkung des Hirns; wenn man solches mit Creutz von Hirschen Hertz, etlichen Gewürz-Näglein zu Pulver machet, und mit schwartz Kümmel-Oehl vermischt, und damit der Haus-Hahnen Würbel bestreichet, so soll solcher ohn Unterlass krähen. Sonst stärcketes auch das Hertz und Mutter, vertreibet das Herz-Pochen, derowegen gebrauchet man es auch in Ohnmachten: wegen seiner Bitterkeit tödtet es die Würm, euserlich gebrauchet man es offt in Herz-Ueberschlägen. Es stärcket auch die animalischen und erquicket die zeugenden und Lebens-Geister, besitzet eine balsamische Krafft, hat ein subtiles hartziges Wesen, daheor es auch des Aloes Nahmen geborget hat. Wenn man j. dessen Pulvers nimmet, so heilet es die Colic und andere kalte Gedärme, Bauch- und Mutter-Krankheiten. Diess Pulver auf gewisse Art bereitet, und über faul Fleisch gestreuet, beisset es selbiges wunderbar aus, und zwar ohne Schmerzen.

Angelus Salae machet einen Extract daraus, nimmet der auserlesenen gepulverten Stücklein, digerirts und extrahirts mit recificirtem Spir. Vini vi. in einem verschlossenen Gefäss in M. B. drey Tage: zu dem ausgegossenen liquore giesset er j Rosen-Wasser, zeihet beiy gelinder Wärme den Spir. Vini ab, die hinterstellige resinonse Essenz, wäschet, trocknet und kochet er auch nach Belieben zur Dicke, daraus kan man hernach Trochiscos machen, Dos. Gran iij ad gr. x. Die hinterstellige Feces können hernach zu Räucher-Kertzen gebrauchet werden; dieer Extract ist das Haupt-Stück des Pulv. analeptici Mindereri. Die Species, Trochisci, und das Extractum Diaxylo aloes genannt, so man in den Apothecken hat, werden in obgedachten Schwachheiten des Hertzens und Haupts hochgehalten, bekommen auch wohl dem schwachen Magen und der erkalteten Leber, befördern die Dauung, vertreiben bösen stinckenden Athen, und machen den Menschen fröhlich. Ein mehreres davon ist im II. Theil im Register nachzuschlagen.


14. Lerchen-Schwamm

Lerchen-Schwamm, im Lateinischen Agaricum genannt, hat seinen Nahmen von dem Land agaria in Sarmatien gelegen, woher man solchen vor Zeiten zu uns bracht hat, heutigen Tages aber, kan man ihn in Menge aus dem Grau-Pünther-Land, und wo es sonst viel Lerchen-Baum gibt, herzuführen.
Dieser Schwamm wächset an den Lerchen-Bäumen, etliche wollen, dass solcher auch an dem Ceder-Baum wachse, und wird in Sommer-Zeiten von dem Lerchen-Baum gebrochen: derer giebt es zweyerley Geschlecht, schwartz und weiss, der Schwartze ist zu der Artzeney nichts nutz, der Weisse aber soll seyn leicht, lucker und mürb, am Geschmack erstlich süss, bald darauf bitter und streng, der aber holtzicht, lang und schwer ist, der nutzet auch nicht, und wird verworffen.

Lerchen-Schwamm: Eigenschaft und Nutzen

Der Lerchen-Schwamm ist hitzig im ersten, trocken im andern Grad, zeitiget, zertheilt, machet dünn, eröffnet, saubret, purgiret die Galle, wässerichten zähen Schleim, führet aus die unreinen bösen Feuchtigkeiten, des Haupts und Hirns, Nieren, Brust, Leber, Lunge, Miltz, Magen, Gekröss-Aederlein, Nieren und Mutter, und eröffnet derselben Verstopffung, wird deswegen gerühmet wieder das langwührige Hauptwehe, Schwindel, fallende Sucht, Krampf, Schlag, Schlafsucht, Engbrüstigkeit, Keuchen, Bleichsucht, Wasser- und Gelbsucht, langwürige doppelte, eintägig und dreytägige Fieber, Miltzsucht, Reissen in Gliedern, Lenden- und Mutter-Wehe, treibt Monatliche Reinigung und den Harn, stillet den weissen Fluss, tödtet die Würm, widerstehet den Gifft, und heilet gifftiger Thiere Biss.
Aeusserlich, wenn man das Haupt wäschet, und mit solchem statt der Seiffe das Haupt reibet, so soll es die Haupt-Schmertzen und Fräyss curiren, und vor allen dergleichen Kranckheiten bewahren.
In den Apothecken wird aus solchen allerhand bereitet; als 1. der Extract. Rec.:

Dos. ist ß bis ij.

Die Zältlein; Rec.:

Zältlein von Lerchen-Schwamm; Rec.:

Saurampf-Syrup, das genug ist, mische alles und formire daraus kleine Zältlein, stell sie an warmen Orth und lass sie trocknen

Pillen von Lerchen-Schwamm; Rec.:
Agarici iij
Iridis, marrubi aa. v.
Spec hierae picrae Galeni iv
Colocynthid. Sarcocoll aa. ij
Myrrh. j
Sapae q.s. M. F. Massa Pilul.
Dos.: ß. ad

Die Pilulae Hierae cum Agarico werden also bereitet, Rec.:
Agarici Trochiscati aa ß
Aloes j
Mellis rosati q.s.
F. Massa Pilular.
Dos. j ad i
Agaricum corrigitur Stomachicis, e.g. Zinzib. Cariophill. spica celtica, &c. Quia tarde operatur, acuitur sale gemmae, vel Cristall. Tartari, Dos. a j ad ij in infusione a. ij ad. v.


15. Leber-Balsam

Leber-Balsam, im Lateinischen Ageratum, auch Eupatorium Mesuae genannt; ist ein sandicht Kraut, dessen Stängel rund, etwas holtzicht, und anderthalb Schuhe hoch sind, daran stehen länglichte, rauhe und zerkerbte Blätter, oben auf dem Stengel träget es Trauben-weise goldgelbe Blumen; man pflantzet es bei uns in Gärten, um Montpellier aber in Franckreich, wächset es auf den Bergen, es blühet im Julio und Augusto, und wird gesammlet, wenn die Sonn im Löwen gehet. Dieses Gewächs ist hitzig und trocken im andern Grad. In die Apothecken nimmet man das Eupatorium Mesuae das gantze Gewächs, mit Blumen und Blättern.
Dieses Kraut ist eines aromatischen Geschmacks, machet dünn, wiederstehet der Fäulung, dienet in allerhand Leber-Gebrechen, so von Verstopfung verursachet worden; Es laxiert gelinde, euserlich treibt es den Harn, erweichet durch seinen Rauch die Mutter, wird auch in der Cachexai oder bösen Farb, und der Gelbsucht gerühmet. Dessen Geruch ist auch aromatisch, es verbessert durch seine Bitterkeit die Galle, gleichwie der Wermuth, dahero soll sich ein jeder eines Decocti von diesem Kraut wider die afficirte Leber, oder den krancken Magen, wie ingleichen auch ein Infusum davon lassen recommandirt seyn. Denn es heilet die Wassersucht, langwierige eingewurtzelte Fieber, dienet zu den Winden, und ist das fürnehmste Stück des grünen trinckbaren Wund-Balsam, der Saame aber wird wider die Würm gebrauchet. Insgemein bereiten die Apothecker daraus den Syrup de Eupatorio Mesuae, Pilulas de Eupatorio, Trochisc. de Eupatorio, davon die Beschreibung in der Pharmacopoeia Augustana nachzuschlagen.

Syrup de Eupatorio Mesuae, Rec.:

Wurtzel von Eppich, Fenchel, Endiven jedes 4. Loth
Cameel-Heu, Flachs-Seyde, Wermuth, rothe Rosen, jedes 1 1/2 Loth
Frauen-Haar, Cardbenedict, Mannestreu, Ochsenzung-Blümel, Anies Saamen,
Leber-Balsam (Agerati) jedes 5. Quintlein
Rhabarber, Mastix, jedes 3. Quentlein
Indianisch Spick, Röm. Spick, Haselwurtz, jedes 1/2 Loth
Brunnwasser 8. Pfund
Koche es biss auf den dritten Theil ein, exprimir es, hernach colire, thue darzu:

Saft von Eppic 2. Pf
Endiven 1.
Zucker 4.

Koche es nach der Kunst zu einem Syrup. Dieser Syrup dienet in langwährenden und im rechten dreytägigen Fieber, so aus dickem Schleim und Galle, welche die Verstopfung der Leber und Miltz verursachen, entstanden, und die nährende Theile und Verdauungs-Kräfte schwächet: Eröffnet, indicirt, machet dünne, digerirt und reiniget, machet Appetit, stärckt Verdauung und Magen, dienet wieder Wassersucht, ändert die Cacochymiam und Cachexiam. Führet durch den Harn die vitiosen Säffte aus, zertheilet Winde, benimmet Schmerzen in der Hypochondria, und ihre Blöhungen, und reiniget den gantzen Leib von aller Fäule, so aus bösen Magen und Leber entstehet. Ausser den Pillen so in dem Dispensatorio August. gefunden werden, beschreibt Zvvolff. inPharm. Reg. Class 6. p.m. 546 die

Pilulas Hepaticas de Eupatorio, Rec.:

In solchen Säfften solvire Aloes Succotrinae j
Welche wieder mit denselben, nach geschehener Colatur duch ein Setaceum, vermittelst einer gelinden Aschen-Wärmbde evaporiren muss, zu denselben thue noch, eher es eine rechte Consistenz einer Pillen-Masse erlanget, der besten pulverisirten

Daraus mache eine Pillen-Massa, dienet in den Leber und Hipochondrie-Beschwerden, in Cachexia, Wassersucht, obstructionibus Mesenterii & Hypochondriorum. Aus solcher Massa machet man Pillen einer Erbis gross, solche kann man offt eine Stunde nach dem Essen gebrauchen. Dos. j biss ß.

Trochisci de Eupatorio, Rec.:

Mit Flachs-Seyde-Wasser mache man Trochiscos daraus und trockne sie im Schatten. Solche dienen wieder alle Verstopfung der Leber und Miltz, und können in allen oberwähnten Zufällen gebrauchet werden.


16. Keusch-Lamb

Keusch-Lamb, Agnus castus im Lateinischen genannt (modern: Mönchspfeffer), ist auch unter dem Nahmen Schaaf-Milhe bekannt, solches ist eine Staude, die bald so gross als ein Baum aufschiesset, wächset gern an Bächen, nassen pfitzigen Orthen, träget lange zähe Gärten, die sich über zerbrechen lassen; dessen finden sich zweyerley an Blättern, die sich dem Weiden-Laub gleichen, sind graulicht, weich und hangen je fünff an einem Stiel, wie im Fünff-Finger-Kraut, bringen viel runden gelblichten Saamen, in Gestalt des Pfeffers, die Aeste lassen sich biegen, die Rinde ist am gantzen Stamm weisslicht.
Diese Schaff-Milbe ist warm und trocken im dritten Grad, subtiler Substanz, an Geschmack scharff und zusammenziehend, treibt der Weiber Monath-Reinigung, vermindert den Saamen und die Lust zum Beyschlaff, wenn man den Saamen in Oxy mellite tricket, so hilfft er der schwachen Miltz; mit Seeblum-Wasser getruncken, stillet es den Saamen-Fluss; den Saamen zerstossen, mit Essig und Rosen-Wasser auf das Haupt geleget, benimmet es die Schlaf-Sucht. Zu den verrenkten Gliedern dienet der Saame mit den Blättern gesotten, Pflasterweiss überzulegen. Der Saame mindert auch die Milch in den Brüsten, er tauget auch zu Kranckheiten der Geburtsglieder der Weiber, wann sie solchen in einem Baad bereiten, D. Michaelis seel. hat eine Essenz zur Keuschheit daraus bereitet, welche auch in den Saamen-Flüssen, und dem weissen Weiber-Fluss sehr berühmt und hochzuhalten ist, in Apothecken behält man von diesem Gewächs mehr nicht, als die Zältlein. Welche auf folgende Art bereitet werden. Trochisci agni casti Rec.:

Cum Decoctionis Scolopendr. formentur Trochisci.
Diese dienen im Samen Fluss, Gonorrhoea und weissem unreinen Fluss der Weiber, davon zu nehmen.


17. Odermennig

Odermennig, im Lateinischen Agrimonia genannt, wächset an einem holtzigten, zarten, runten und haarigten Stengel, einer Ellen lang in die Höhe, dessen Gipffel mit gelben und wohlriechenden Blumen , gleich einer Aehren bewachsen, an einem jeden Stengel hangen viel rauhe und zerkerbte Blätter, allzeit 2. gegen einander gesetzt, bringet einen rauhen und länglichten Saamen, die Wurtzel ist holtzig, schwärtzlich und eines strengen Geschmacks. Es wächset auf den Wiesen, neben den Strassen, an Zäunen, Hecken und ungebaueten Orthen, blühet im Majo, Junio und den gantzen Sommer über, der Saame wird im Herbst zeitig, und soll vor der Sonnen Aufgang, wenn sie im Zwilling stehet, gesammlet werden.

Das Kraut ist hitzig und trocken im 1. Grad, wird mehr in der Wund-Artzeney als innerlich gebrauchet. Es eröffnet, säubert, ziehet gelind zusammen, stärcket, und ist ein bewährtes Mittel wider verstopffte Leber und Miltz, wider Wasser- und Gelbsucht, Cachexiam, bleiche Farbe der Jungfrauen, langwährendes Fieber, Magen-Schwachheit, Bauchgrimmen, Husten, Würmer, Stein, Harn-Winde, kalte Bisse, Blutharnen, und wo man den Urin nicht halten kann. Des Krauts Saamen und Wurtzel im Wein oder Wasser gekochet, oder ein Quintel schwer davon gebrauchet, stillet die Rothe Ruhr; in Frantzosen, Saamen-Fluss, weissem Fluss der Weiber, Fisteln, Brand, tollen Hunde, Schlangen und anderer gifftigen Thiere Biss, wider die Nüsse, Schuppen und andere Unsauberkeiten des Haupts, erfrohrne und lahme Glieder, Geschwulst und Entzündung des Hintern, Haarwurm, Feigwartzen, Kröpf, Nagel-Geschwär, in Bädern, Umschlägen, auch Pflastern genutzet. Das Wasser brauchet man wider viertägige Fieber und Mund-Geschwär, dieses reiniget auch den Mund und offene Schäden, damit gewaschen.
Das distillirte Wasser, Conserv, Extract und Saltz, so man alles in Apotheken haben muss, können auch zur verstopften Leber und Miltz, bleicher Farb, wider die Wasser- und Gelbsucht, Husten, Würmer, Harn-Winde und Stein verschrieben werden.


18. Gelb-Schwärtel

Gelbe Schwärtel, im Lateinischen Acorus adulteriuus genannt (modern: Iris pseudacorus) , andere nennen sie auch Acker-Wurtz, oder gelbe Drachenwurtz, hat viel zaselichte in einander geflochtene Wurtzeln, welche von aussen schwartz und haarig, inwendig aber roth, schwammig, und eines starcken zusammen-ziehenden Geschmacks sind, ihre Blätter sind lang, breit und spitzig, die runden glatten schwammigten Stängel steigen zu zwey Ellen hoch, und tragen gelbe Blumen, welche zwar ohne Geruch, aber eines scharffen brennenden Geschmacks, wenn man sie lang im Munde behält. Nach den Blumen folgen die Saamen-Gefässe, in From langer Schoten, welche in dreyen Reyhen viel 5. eckete Saamen haben, wächset in sumpfigten Wiesen, wie auch am Gestade der Flüsse und Fischweyher, er träget seine Blumen im Mayen- und Brach-Monath, und die Wurtzel wird im May und Herbst-Monath gegraben.

In den Apothecken hat man die Wurtzel, so nur allein bräuchlich ist, solche ist warm und trocken, machet dünn, zertheilet, stärcket, ziehet zusammen, thut derhalben gut in Gebrechen des Hirns und der Senn-Adern, heilet die Bauch- und Bärmutter-Flüsse, stillet alles Bluten, daher sie sonderlich dienet wieder die Durch-Brüche, rothe Ruhr, übermässigen Monath-Fluss, Nasen-Bluten, Blut auswerffen, und Blut-Harnen; im Mund gehalten und gekauet, verzehret sie die Feuchtigkeiten im Magen, befördert die Däuung, kömmt auch unter die Wund-Träncke.
Aeusserlich vertreibet sie den Krampff, wenn nehmlich die Wurtzel an einer Mitwoche, vor der Sonnen Aufgang in Saturni Stund gesammlet und gedörret, hernach an einen Sonntag bey der Sonnen Aufgang mit gleich viel weissem Agdstein in Taffet genähet, und am Halss getragen wird, gleicherweise soll soche die rothe Ruhr stillen, so sie im May gegraben, und wanndie Sonn oder Saturnus im gedritten oder gesechsten Schein stehen, an den Halss gebunden, oder an das Hertz-Grübel angehenckt, gleicherweise wird sie auch den Kindern und schwangeren Weibern, wieder das Erschröcken mit Pfauen-Federn angehencket, es haben aber solche Amuleta und derer Hülffe gute Attestata von nöthen.
Der ausgepresste Safft, ist im Durchlauf und Blutflüssen sehr dienlich, dahero Herr D. Langius ein Remedium unter dem Nahmen Nectaris adstringentis im Gebrauch gehabt, welches anders nichts gewesen, als der inspillirte Safft des Acori (Pseudo acori oder Iridis Palustris,) denselben hat er in unterschiedenen Durchlauffen und Blut-Flüssen gebrauchet.

19. Sinnau

Sinnau, im Lateinischen Alchimilla genannt (modern: Frauenmantel, Verwendung als Frauen-Tee ), ist ein bei uns häufiges Kraut, hat rundte breite, gefaltene Blätter, welche um und um krumm gekerbet, und in den 7. 8. biss 9. Winckel gespalten, dass sie gleichsam einen Stern abbilden, aus der holtzigten und zäserigen Wurtzel, so in der Erden hinkriechet, wachsen dünne, rundte und rauche Stengel, zwey Spannen hoch, woran biss oben hinaus kleine Blättlein sitzen; zu oberst derselben träget es kleine grüngelbe Blümlein: wächset gern an feuchten und grasichten Orten, sonderlich in Wiesen und Vieweyden, wird auch auf den Hügeln und Bergen angetroffen, blühet im May und Junio, der gelbe Saame so dem Mohn-Saamen gleichet, und in grünen Häusslein verschlossen ist, wird zu Anfang des Julii zeitig, die beste Zeit des Aufsammlens ist, ann die Sonne im Zwilling oder Krebss stehet, vor derselben Aufgang.
In Apothecken hat man allein die Blätter davon, und ist eines von den besten Wund-Kräutern, in der Wärme und Kälte gemässiget, heilet, adstringirt, machet das Geblüt grob, darum es auch nützlich in unmässigem Monath-Fluss ist; Innerlich gebraucht man es zum Wund-Träncken, wie auch äusserlich, es tauget gleichfalls vor allerley Brüche im Leibe, stillet auch den weissen Fluss der Weiber, und wird mit grossem Nutzen gebrauchet, wenn die Gedärm im Leibe von der Rothen Ruhr versehret worden.
Das Wasser davon hat gleiche Tugenden, so wollen auch Matthiolus und Tabernaemontanus den ausgepressten Safft davon für ein sonderbahres Experiment gegen die fallende Sucht halten, wann im Anfang solcher Kranckheit, jedesmal 3 Untzen, drey Morgen nach einander nüchtern getruncken werden.
Es wird auch von diesem Kraut angemercket, wenn man ein Decoct davon machet, ein Tuch drein netzet, und solches auf die von vielem Betasten weich gemacheten Brüste leget, dass solche wieder hart werden. Dergleichen Würckung haben auch die Bäder, wenn man die offt bestürmte Venus-Burg wieder in jungfräuliche Form haben wolte, welches in seinem Werth lasse.
Der Gebrauch aber dieses so wohl als anderer Wund-Kräuter, geschiehet besser durch Decocta, als Essenzen, in welchen nur ihr Hartz ausgezogen wird. Sie dienen aber so wohl äusserlich in die Schäden und Fisteln einzuflössen, als innerlich zu trincken, damit sie das Acidum im Magen temperiren, und dasselbe durch den Urin austreiben; denn wenn das Acidum des Magens gedämpfet wird, so wird der saure Zufluss der Wunde verhindert.
In Italien gebrauchen es die Jungfrauen, sich als Jungfern bey ihrer Ehre zu erhalten, wodurch sie ihre Geburths-Glieder zusammen ziehen, und die hangende, lampet-Brüste wiederum steiffen und rund machen; dieselbe kochen die Alchimille in Wasser, und lassen davon den Dampf in solche ihre Glieder gehen, es wäre aber besser, solches immediate zu appliciren, so würde es viel besser adstringiren. Es gebrauchen die Alchimisten solch Kraut auch, den Mercurium damit zu coaguliren.

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