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Auszüge aus Thesaurus Sanitatis von Johann Jacob Bräuner

Hinweis: Alte Gewichte: Symbole und Umrechnung

1. Weisse Tannen (Abies)

Weiss-Tannen, dessen beyderley Geschlecht

Weisstanne Es sind zweyerley Geschlechte des Tannen-Baums anzumerken, der eine wird weiss Tannenbaum, im Lateinischen Abies alba, der ander aber Abies rubra oder rother Tannen genannt: Der letzter, so den Namen Fiechte im Teutschen führet, siehet der Wiss-Tanne gleich, dass sich viele an derer Unterschied verwirren, sie werden aber daran unterschieden, weil des Fichtenbaums Blätter schwärzer, linder, breiter, und weniger stechend seyn, und die Aste umb und umb bekleiden, auch weil des Fichtenbaums Rinde schwärtzer und zäher ist, auch weil sich die Aeste an den Fichten zur Erde biegen, welches aber der Tannen ihre nicht thun.

Den Tannenbaum aber genauer zu erkennen, so ist solcher ein hoher und langer Baum, hat eine weisselichte und brüchige Rinde, derer Aeste wachsen 5. a 6. und mehr in einer Runde an und um den Stämmen her, und diese haben wieder zween und zween gegen einander stehende Zweige; es grünen solche das ganze Jahr; zu oberst am Gipfel träget er die Tannen-Zapfen, welche viel kleiner als die an den Fichten sind, und bestehen aus breiten Schuppen, unter welchen ein weisslichter Saame lieget, so da obenher gleichsam geflügelt, inwendig aber voller scharffen Feuchtigkeit ist, und wird also von diesen beiyden die Weiss-Tanne in der Artzney zu gebrauchen für die beste gehalten.

Es wächset dieser Baum gern an steinigten Orten und auf hohen Bergen, allwo es schattichte Thäler giebt, werden in Teutschen Landen angetroffen; sie grünen allzeit, doch lassen sie im Majo ihre Blätter fallen und gewinnen neue, derer Früchte aber, welches die Tannen-Zapffen seynd, werden im Herbst zeitig. Derer Fortpflantzung bestehet in ihrem eigenen Saamen, wiewohl etliche wollen, dass auch aus alten verfaulten Bircken, durch wieder lebendig machende Kraft Tannen hervor wachsen.

In der Artzeney werden von dem Baum gebraucht die Rinden, die Tannzapffen und das Hertz, denen nohc die Dolden oder Spitzen mit derer Blätterlein zugefüget werden, als in welchen Blättern ein rechtes Mittel wieder den Scharbock verborgen ist. Absonderlich wird recommandirt folgend Decoctum wieder den Scharbock; Rec.:

Lass es beysammen eine Stunde kochen, drucke es starck durch. Dos. ist 4. biss 6. Loth, auf einmahl.

Es wird auch aus diesen Dolden ein Essentz bereitet, welche wieder den Scharbock sehr viel vermag, auf folgende Weise. Rec.: Der Spitzen von Tannen, oder von einem wilden Fichtenbaum, so viel beliebig, koche solche in genugsamen Wasser zu gehöriger Dicke eines Extracts, darüber giess Löffelkraut-Spiritus, so bekommest du eine Essenz. Derer Dosis ist 20. 30. ad 40. Trppfen, in einen bequemem Vehiculo zu geben.

Andre kochen frischen Tannen-Zapffen in gemeinem Brunn-Wasser, bis alle Kräffte augesotten, darnach thue Bier-Häfen darein, damit es zum jähren komme; da kan man durch die Destillation einen Spiritum heraus ziehen, welchen man wieder auf frische Tannen-Zapfen giessen, und durch digeriren eine Essentz bereiten kann..

Man bereitet auch aus den Tannen-Zapffen ein Wasser, auf folgende Art. Sammle Anfangs des April-Monaths die allerzartesten Tann-Zapfen, oder auch die ersten Schösslein Tannen, die voller Safft seyn, 8. Mass, thue es in eine eichen Geschirr, und noch mehr Sprösslein darzu, die zerstossen seyn, giess darüber starcken Wein, biss das Fässlein voll wird, lass es in gelinder Wärme stehen, biss die eingerührte Materie einen geistigern Geruch hat, dann distillir es alsbald aus einem Balneo Mariae, solch destillirt Wasser giess alsbald an neue Tannen-Sprösslein so zerstossen, lass 4 Tage digeriren, dann destillier es noch einmahl, und behalt es zum Gebrauch.

Rinde von Tannen und dero Nutzen

Die Rinde von diesem Baum giebt auch ihren Nutzen, und wird solche meisten äusserlich in Geschwären und verbrannten Schäden gebrauchet.

Experiment wieder das Podagra

Auch ist solches gewiss in Podagra ein besonder Experiment, so das Uebel noch nicht lange angestanden hat, wenn davon ein Quentlein schwer im warmen Bier oder einem andern bequemen Vehiculo gegeben wird.

Tannen-Aepfel und dero Gebrauch

Die Tann-Aepfel, Coni strobili, seynd auch zu gebrauchen, solche trocknen und adstringiren. Man gebrauchet solche auch meisteens äusserlich in Entzündung der Leber und anderer Theile, wann man solche als ein Epithema überschläget, in Wartzen und Hüner-Augen, wenn man sie damit wäschet, seynd solche auch ein recommandirt Mittel.

Hartz von diesem Baum

Endlich ist auch noch übrig das Tannen-Hartz, dessen giebt dieser Baum zweyerley Sorten, in Summa der gantze Tannen-Baum ist von Natur balsamisch, und hat in recessu ein Acidum volatile. Denn aus dem Stamm als auch aus denen Aesten bekommt man ein helles, klares, weisses, wolriechendes, bitteres Hartz. Das fliessende wird aus den kleinen Beulechen der jungen Tannen gesammlet, aber man bekommt gar wenig, solches wird (wiewohl mit Unrecht) Venedischer Terbentin genannt, denn er ist schärffer und hitziger; und das trockene sammlet man von Tannen und Fichten, und siehet aus wie Weyrauch, lässet sich auch bald also gebrauchen, an einigen Orthen wird es Waldrauch genannt, und von den Ameisen zusammen getragen. Solches hat auch einen bittern Geschmack, und dienet wieder den Stein, Engbrüstigkeit und Gonorrhoea, so wird es auch zum Räuchern genutzet, und die giftige Luft damit verbessert.

Tannen-Hartz-Oel

Das Oehl so aus dem Holtz per descensum bereitet wird, kommet selten zum Gebrauch. Das Oehl aber aus dem Tannen- und Fichtenhartz destillirt, hat eine grosse Kraft zu resolviren und zu erweichen; die Marcktschreyer machen ihren Schwefel-Balsam daraus, der zwar nicht so theuer, aber doch den wahren Kräfften nach dem rechten Schwefel-Balsam gleich kommet.


2. Stabwurz

Die Stabwurz wird im Lateinischen Abrotanum genannt, derer ist zweyerley Geschlecht, und wird in die Grosse und Kleine abgetheilet. Allhier wollen wir der ersten Gattung, Abrotani mas, gedencken, die ander Art aber bis an seinen Ort aussetzen: Diese Stabwurz wächset gern besonders wenn sie noch jung ist, an einem temperirten Ort, und wird in Gärten gepflantzet, in Franckreich aber wächst solche von sich selbst.

Der Gestalt nach hat er eine zäsichte und holtzigte Wurtzel, woraus viel dünne und ästige Stängel hervor schiessen: von unzehlich viel kleinen, schmalen und graulichten Blättern umgeben, am Geschmack bitter und scharff, die Blätterleine so häuffig an den Aestlein wachsen, sind gelb, und im gleichen fast der Büthe des Wermuths, und lassen einen kleinen runden Saamen hinter sich, welcher in September zeitig wird, die Blume aber kommet schon im Julio und Augusto herfür.

Die Stabwurz ist warm und trocken im dritten Grad, sie erwärmet, trocknet, adstringiret, reiniget, zertheilet; vertreibet die Fieber, widerstehet der Fäulung, dem Gifft, und der gifftigen Thiere Biss, tödtet die Würme, treibt den Harn, heilet die Gelbsucht, und vertreibt die Mutter-Beschwerde und sonderlich dienet solchen den gelbsüchtigen Leuten, bringet wieder die verlorene Monat-Reinigung, und ist mit ihrem Geruch den Schlangen zuwieder, und dennoch werden dieese Kräuter innerlich gar selten gebrauchet.. Aeusserlich aber gebrauchet man solche in Auftröcknung und Stärckung der Gebeine: so wird sie auch gut für das Haarausfallen gerühmet, und ist gut wieder das blutende Zahnfleisch.

Wenn derer obere Spitzen im Augusto gesammlet werden, so besitzen sie eine sonderbahre Mutter und Stein-treibende Krafft, wann mans mit Wein kochet und siedet. So man davon ein Quintlein mit Salpeter pulvert, ist es gut wieder den Stein befunden worden, da der Urin lang vertopfft gewesen ist. Die Lauge davon dienet zum Haar ausfallen machen, der Safft aber mit Dillen-Oehl vermischt, machet das Haar wachsen, wenn die Stäte damit bestrichen wird. Theisl Weiber legen die Kräuter davon den Kindern in die Wiege, dass sie darnach schlaffen sollen, legens auch in der Eheleute Betten, denen durch Zauberey ein Possen gemachet ist. Den Saamen aber kan man den Kindern wieder die Würme an statt des Wurm-Saamens eingeben. Uebrigens wird aus den Blättern und obern Spitzen ein Wasser distillirt, welches mit dem Kraut gleiche Würckung hat, und dienet wieder der Scorpion- und Spinnen-Stich, mit Tüchern aufgeleget; treibet den Harn, befördert Monathliche Reinigung; Tödtet die Würme, dieneet wieder Harn-Winde, ist auch gut wieder Engbrüstigkeit und kalten Husten, wieder Herzgespan, und das schwere Gebrechen.

Die Alten haben auch einen Wein daraus bereitet, aber solcher wird itziger Zeit gar selten gebrauchet.

Die Conserv wird wie die von Wermuth, aus den obersten Theilen und Blumen gemachet, kommet aber selten in die Recepta.

Dem Oehl, so aus dem obersten Theil in gemein Oehl infundirt wird, schreiet man eine sonderbare Krafft zu, die Mutter zu stärken. So dienet solchs auch wohl den lahmen Gliedern, lindert die Wehtagen des Leibs und der Mutter, treibt den Harn wenn es auf die Eichel gestrichen wird, soll auch Haar und Bart wachsen lassen.


3. Wermuth

Bezeichungen: Absinthium vulgare, Gemeiner Wermuth
Gemeiner teutscher Wermuth gewinnet viel holtzigte Stengel und Aeste, wächset fast aller Orthen, am meisten aber habe ich solchen in den Pünthen und in der Schweitz, sonderlich am Rheinstrohm angetroffen, allwo es geringe Mühe geben sollte, in weniger Zeit etliche Fuder voll zu sammlen; an solchen Orthen, wo die Land-Leuth die Erlen-Stauden abgehauet, auf dem Platz verbrennet, und Hirse drauf gesäet gehabt. Die Blätter gleichen dem Beyfuss, sind ganz graufärbicht, zerspalten, eines aromatischen Geruchs und sehr bittern Geschmacks, träget statt der Blüte fast Traubenweise gelblichte Knöpflein, darinne der Saame enthalten, die Wurtzel ist dick, holtzigt, zesericht, doch nicht bitter, sondern guten Geschmacks. Wächset sonst auch gern an ungebaueten Orthen, und hin und wieder an iengefallenen Baustäten, von vielen wird er auch in Gärten gehäget und fortgepflanzet.
Dieses Kraut ist hitzig im ersten und trocken im dritten Grad, ist von Natur warm und trocken, dienet vornehmlich dem Magen und Leber, wie auch dem Miltz, tröcknet und eröffnet, adstringirt, ist bitter, daher tödtet es auch die Würme, führet die Galle aus, erwecket Schweiss, und tauget wieder (absonderlich 3 tägige) Fieber, auch dienet solcher wider den blöden Magen, erwärmet und stärcket denselben, befördert Dauung, dämpffet das Aufstossen und Aufblöhen, machet Appetit zum Essen: verzehret die übrigen Feuchtigkeiten, und führet solche durch den Stuhlgang und Harn aus, stärcket und erwärmet auch die Leber und Miltz, und befreyet dieselben von der Verstopffung, wird auch nützlich wider Gelbsucht, Wassersucht, und langwährende Fieber, sonderlich Tertianas spurias, gebrauchet, berkommet auch den Miltzsichtigen wohl: befördert die Monatliche Reinigung der Weiber, treibet alles Gifft aus dem Leibe und widerstehet der Pest.

Pest, Fieber und Geblüt zu reinigen

Wermuth-Körner No. 9 ad 15 mit Saltz besprengt, und gegessen, auch den frischen Safft 1. Loth mit Zucker oder Honig süss gemachet, oder die Blätter also grün des Morgens nüchtern eingenommen, ist gut wieder die Pest und Fieber, reiniget das Geblüt, es muss aber etliche Tage continuiert, und die Körner gantz eingeschlucket werden.

Wermuth über Nacht in Brandtewein geleget, darein ein Tüchlein genetzt, und en Kindern warm über den Nabel geleget, auch das Grüblein am Halse und unter die Nase geschmieret, ist nützlich wider die Bauch- und Spulwürme, bevoraus so man etwas Ochsen-Galle, Aloes und Myrren dazu nimmet.

Wermuth mit Krause-Müntz, Camillen, und rothen Rosen in Wein gekochet, in Säcklein gethan und auf den Magen geleget, stärcket und erwärmet denselben, stillet den Schmertzen, wehret dem Brechen und verzehret dessen Geschwulst.

Wermuth-Rauch von trockenen Wermuths-Blumen auf glühende Kohlen geschüttet, in den Mund gelassen, stillet und lindert mercklich die heftigen Zahnschmerzen.

In den Apothecken sammlet man von Wermuth die Blätter und das Obere oder die Blumen, welches fürnehmlich gebrauchet wird, daraus bereiten sie, das destilirte Wasser, Syrup, conserva, Saltz, Extract, Spiritus, Essenz, Tinctur, Trochiscos, das Oleum, infundirt und destillirt, auch Wermuth-Wein und Bier.

1. Das Wermuth-Wasser betreffend, wird also bereitet, Rec.:

Die obern Stengel am Wermuth, wenn sie in voller Blüthe stehen, und zum Saamen schreiten wollen, ein ziemlich Theil, zerhacke und zerstosse sie im steinern Mörser. Thue sie in eine verzinnte Bren-Blase, giess viel Wasser drüber, damit sie wohl angefeuchtet werden. Es muss aber die Blase nur halb voll seyn. Hernach gieb Feuer per gradus, und wenn die Tropffen kommen, gib stärcker Feuer, also dass bald ein Tropffen den andern stosse, so wird oben auf ein wenig Oehl schwimmen, solches sammle auf in der Zeith der Noth zu gebrauchen.

2. Der Syrup so zusammen gesetzt, wird auf folgende Art bereitet, Rec.:

Hinweis: Symbole, Gewichte und Umrechnung

Was zu zerschneiden das zerschneid, thue es in einen gläsern Kolben, giess darauf den Wein und so viel Safft von Quitten, setze den Helm drüber, lass 24. Stunden digeriren, und stärcke das Feuer, und destilliere es in der stärckesten Hitze des Sandes, mehr als die Helffte über, oder dass nur j übrig bleibe; die ersten x. aber des überdestillirten Wassers, als welches das geistiche und wohlriechendeste ist, behalte absonderlich, desgleichen auch das ander, und wann der Kolben kalt, so presse die hinterbliebene Species aus, das erstgepressete clarificire mit dem Weissen vom Ey, au inspillir es, biss auf iiij zu solchen thue endlich des ersten destillirten Wassers x. und weissen Zucker ij. lass es nur bloss auf dem Feur zergehen, ohne Kochen, biss es zur Consistenz eines Syrups werde. Will man das andere Wasser auch gebrauchen, so kan man allemahl etwas davon bei den Syrup thun. Dos. ist ß ad j.

3. Die Essentz wird nach Glauberi Art bereitet, der vermischet die Wermuth mit seinem Fixen-Saltz, und ziehet mit Spirit. Vini eine Essenz heraus.

4. Des Saltzes Bereitung ist in dieses Buchs 2. Theil zur Genüge angewiesen worden.

5. Die Conserva, wird gleich andern Conserven aus den obern Spitzen verfertiget.

6. Wermuth-Spiritus, bereitet man also; Es wird ein hauffen Wermuth der noch grün ist, zusammen getragen, dass er also austrockene und faule, hernach destillirt man es in einer Retorte in offenem Feur, so gehet eine grosse Menge Liquoris herrüber: wenn man diesen Liquorem in einem Kolben rectificirt, so erhält man einen Spiritum urinosum, der ein flüchtiges Saltz in sich hat, worinne die gantze Krafft des Krautes beruhet.

7. Der Wermuth Wein, dessen mancherley Bereitung, ist im Register des zweyten Theils dieses Buchs nachzuschlagen. Wenn man solchen Wermuth-Wein machet, oder auch Wermuth-Bier machet, soll man den Wermuth zuvor mit heissem Wasser brühen, so wird er seinen wiederlichen Geschmack etwas verlieren: wenn man bey der mahlzeit nach genossener Suppe, den ersten Truck Wermuth-Wein oder Bier thuet, ist es sehr gut wieder das Fieber, Gelb- und die Wassersucht, dienet auch wieder den Scharbock.

8. Die Trochiscos von Wermuth bereitet man also; Rec.:

Das infundirte Oehl wird also bereitet, Rec.:

Wenn es einen Tag lang in einem wohl verschlossnen Kolben geweichte, so colire es, und drücke sie starck aus, zu dem ausgepresseten Oehl thue wieder frische und klein-geschnittene Wermuth-Spitzen, viij. digerir es in der Wärme, 1. biss 2. Tage lang, coliere es wieder, und presse es starck durch, wiederhohl es zum dritten mahl, dann so colier und exprimier es starck, lasses sich wohl setzen, seige es hernach per inclinationem ab, un separire das reine Oehl davon.

Es dienet in Magen- und Leber-Kranckheiten so von Kälte kommen, sehr wohl; tödtet die Würme, stillet die Winde, dienet in der Colica die von Kälte verursachet, da man es in Clystiren brauchen kan.

Wer das Oehl durch Kochen bereiten will, der kan es druch dreyfache Infusion und Decoction in einem gläsern Alembico in balneo vaporoso verrrichten, damit kein Verlust an den spirituosen Theilen und balsamischen Krafft geschehen möge; So auch ist nicht vonnöthen, dass das Oehl so lange koche, biss es, wenn man es auf glüende Kohlen werffe, jähling Feur fasse, sondern je geschwinder diese Infusiones und Ebullitiones geschehen, je kräftiger Oehl erlanget man, dass nich leicht verdirbt.


4. Römischer Wermuth

Der Pontische oder Römische Wermuth, wird im Lateinischen Absinthium Ponticum genannt, bringet aus den Wurtzeln viel Stängel, einer ganzen Elle hoch, glatt, graufärbig, und ästich biss an den Gipfel, ist lieblicher, subtiler an Geruch, auch etwas gelinder an Geschmack als der gemeine Wermuth ist, sondern schmecket etwas nach Gewürtz, und hat neben siener Bitterkeit eine heimlich anziehende Krafft. Ob sowhl solcher mehrenthieils am Pontischen Meer wächset, so findet man ihn doch auch in Böhmen, Ungarn, Oesterreich und andern Orthen in Teutschland mehr; in Engelland, Franckreich und Niederland, wird er in Gärten gezeuget.

Dieser Wermuth ist gleich dem Teutschen, auch hitzig im ersten und trocken im dritten Grad; zusammenziehender Krafft, machet dünn, zertheilet und trocknet; Ist ein Leber- und Magen-Kraut, widerstehent der Fäule, verbessert die Galle, und führet sie durch den Urin aus; dienet auch in Verstopffung der Leber, gelber-s und Wassersucht, Blasen-Magen-Darm und andern innerlichen Glieder-Krankheiten: In schleimigen und zähen Lungen-Beschwerungen aber ist solcher zu vermeyden, weil er zussmmen ziehet. In Wein gesotten, stillet er das Bauch-Grimmen, und der Mutter nach der Geburt, nur äuserlich übergeleget: es wehret auch dem Brechen junger Kinder, denen es auch wieder den Alp und Verzauberung unter geleget wird: und wo solche zu haben, kan sie an statt der Teutschen Wermuth gebraucht werden.


5. Wurm-Saamen

Absinthium Santonicum, Semen Cinae



Wurmkraut, davon kommt der Wurm-Samen, Semen Cinae, auch Semen Zedoraiae im Lateinischen genannt, einige setzen solchen unter das Wermuth-Geschlecht, daher es auch den Namen Absintium Santonicum führet, und solche sollte billiger den Namen vom Lande Xantonicum, allwo es wächset, haben. So dienet auch zu wissen, dass dieser Saame von einem dem Wermuth gleichen, nur aber etwas kleinern Kraut herrühre, das wenig Saamen und Blumen träget; Es wächset um Bethlehem, und wird im heiligen Lande und Alexandrien gar häuffig gefunden, an dessen Statt gebraucht man Semen Tanaceti.

In den Apothecken hat man den Saamen der aus Alexandrien in Egypten kommet. Etliche wollen, man sammle ermeldten Saamen von Egyptischem Wermuth.

Wurmsaamen - Dessen Bereitung und Nutzen

Der Saame wird zu Ende des Sommers, da er zeitig wird, gesamlet: Von diesem Gewächs ist nichts so beobachtet wird, als der Saame, solcher ist warm im zweyten und trocken im dritten Grad, am Geschmack bitter, tödtet und vertreibet allerley Würme.

In den Apothecken findet man den mit destillirtem Essig bereiteten Saamen, doch wird dafür gehalten, dass er unbereitet viel kräftiger sey, die Würme abzutreiben. Auch wird davon die Confection Seminis Cinae bereitet, sonst überzogener Wurm-Saamen genannt; einige zerreiben den Saamen mit Milch, seigen ihn durch, und geben alle 8. Tage einmahl in abnehmendem Mondlicht den Kindern dreymahl zu trinken. Uebrigens werden aus diesem Saamen vielerley Täflein und Küchlein wieder den Wurm gemachet, und ist fast kein Quacksalber, der nicht ein eigenes Arcanum wieder die Spuhl-Würme daraus zu bereiten sich rühmet, wer gute Medicamenta von solchen praepariren will, der kan im 1. und 2. Theil dieses Buchs im Register nachschlagen, so wird er genügliche Mittel wieder die Würme bey Kindern antreffen und bereiten können, auch kan man von solchem Saamen bereiten folgendes

Rec.: Wurm-Täflein

Alles subtil gepulvert und mit Zucker iiß, so in Beyfuss-Wasser zerlassen, Küchlein davon bereitet, eingeben. Wird wunderbare Hülffe wieder die Würme leisten.


6. Egyptischer Schotten-Dorn

Der wahre Egyptische Schotten-Dorn, im Lateinischen Acacia vera genannt, ist eine Staude mit holtzigten Zweigen, so mit harten Dornen und Stacheln versehen; träget weisse Blumen, wovon der Saame wie eine Feigbohne in Schotten verschlossen, anwächset, die Blätter sind länglicht, doch zart, als wären sie von vielen Blättlein zusammen gesetzt, und wie die Vogel-Federn auf beyden Seiten geordnet; Aus dieser Frucht wird eine Safft gemachet, und an der Sonnen getrocknet, so hernach Acacia genennet wird; man bringet solchen aber gar selten rechtschaffen zu uns, und wird an dessen Stell gemeiniglich in den Apothecken der Safft von unserem Schlehen-Dorn, welcher auch gar wohl zusammen ziehet, gebrauchet.
Ein ander Geschlecht Acacia

Es wird auch noch ein Geschlecht Acaciae beschrieben, so viel kleiner und zärter als das erste ist, niedrig und stachlicht, solches Bäumlein hat Blätter wie Rauten, und bringet in kleinen Schöttlein fast Saamen, so gross wie Linsen, wird im Herbst zeitig, und hat auch einen zusammen ziehenden Geschmack, wann man diese Schotten an die Sonne hält, so haben sie einen Gold-Glantz, aus diesen wird auch ein Safft gedruckt, so aber schwächer als der vorherige ist.

Acacia - wo solcher wächset

Die wahre Acacia wächset in Egypten, auch wird solche heutiges Tages in Neu-Spanien gefunden, allwo er aller Orten von sich selbst wächst, und wird vornehmlich an bergichten Orten angetroffen, dessen Saame wird reiff im Herbst, und die andere Gattung findet man in Italien.

Acacia - Dessen Natur und Eigenschaft

Dieser aus dem Saamen gepressete goldgelbe Safft, ist kalt im ersten, und trocken im dritten Grad, seine Natur ist herbe, zusammen ziehend, und machet dicke, und zertheilet, der rechte wird daran erkannt, und für den besten gehalten, welcher schwartzlicht und bleichlich ist, auch einen guten Geruch hat, man gebrauchet solchen, wenn er zu haben ist, unter dem Theriac.

Wirkung inn- und äusserlich

Seiner Tugend nach stillet der den unmässigen Fluss der weiblichen Monath-Reinigung, so man ihnen von dem Safft zu trinken giebt: auch so stopfet solcher die Bauch-Flüsse, und dienet wieder ausgetretenen Affter und Bärmutter, er wird auch wieder das Rothlauff, Mund-Geschwür, Augen-Helle, auch wieder herfürtretende Augen gebrauchet.
Das Hartz, so aus diesem Dorn fliesset, ist durchsichtig wie Glass, derohalben halten es etlilche für das Gummi Arabicum, wird auch also genannt, stillet ebenfalls die Bauch-Flüsse, weissen Fluss der Weiber, trocknet, machet dünn, lindert die Schärffe auf der Brust, heilet Lungen-Geschwär, stärckt die Därm, bindet die zerbrochne Bäume, äusserlich ist der Safft Acaciae gut, wieder umb sich fressenden Geschwär, wider erfrohrne Füsse, Geschwär der Nägel, uind Mundfäule, die Gummi aber ist gut, das Blut zu stillen.

Unter den Theriac kommt von Acacia nach Proportion mit folgender Vermischung. Rec.:


7. Teutscher Schlehen-Dorn

Der Schlehen-Dorn ist ein niedriges und dorniges Bäumlein, die Blätter gleichen den zahmen Pflaumen-Baum Blättern, nur dass sie schmäler, härter und raucher seyn. Der Stamm ist röthlicht, und bricht gern entzwey, im Frühling bringt er viel weisse Blümlein, von welchen hernach die Schlehenfrucht wächset; welche eines zusammenziehenden und herben Geschmacks seyn. Dieser Strauch ist an allen Hecken, Zäunen, auch in Wäldern anzutreffen.

Schlehen-Dorn: Was davon in Apothecken bereitet wird

Von diesem Baum findet man in Apothecken die Blüthe, Blätter und Früchte, selten aber die Rinden von den Wurtzeln.
Die Blätter und Blumen sind warm im ersten Grad, die Frucht und Rinde aber kalt im andern, und trocken im dritten Grad. Die Blätter, Früchte und Rinden kühlen und trocknen, adstringieren und machen dick; man gebrauchet solche in Bauch- und Mutter-Flüssen, äusserlich aber in Gurgel-Wassern; auch in Mutter-Bädern; die Blüthe resolvirt, führet den Sand aus der Nieren, lindert das Herzdrucken, Seiten-Stechen und laxirt. Sie wird zu der Conserv, Wasser und Syrup genommen, und wieder kalten und feuchten Husten gerühmet.

Die Blumen zu Pulver gestossen, und jungen Kindern in warmer Brühe eingegeben, befördern den Stuhlgang.

Das Moss so an dem Holtz der Schlehen-Stauden wächset, dienet, wenn man solches in rothem Wein siedet, und überleget, dass die Brüche nicht weiters zunehmen.
Die Frucht, so man sie ins Bier wirft, machet sie solchem eine angenehme Farbe und guten Geschmack, stärckt den Magen und Lebens-Geister, auch andre Leibes-Glieder, stillet den Bauch-Fluss und die unmässige Monath-Reinigung; so man solche dörret und davon ein Quintlein einnimet, so seynd sie ein gewisses Steintreibendes Mittel.

Die Rinde wird mit unter die Gurgelwasser genommen, es ist ein bewährt Mittel zu allehrand Zähn- und Zahnfleisches Beschwerden, wann man von den Wurtzeln und Schlehen-Dorn ein Decoct machet. doch dass man die äussere schwartze Rinde von der Wurtzel verwirffet, und das Decoctum mit essig oder Bier bereitet, und so man damit den Mund ausspület, benimmet es alsbald die Zahn-Schmerzen, dienet auch wieder das Wacklen der Zähne.
Das distillirte Wasser von den Blüthen in B.M. bereitet, das treibet den Urin oder Harn ( andere destilliren es in Wein ) nutzet wieder den Stein, Seitenstechen, geronnen Blut, und Lungen-Geschwär. Die Blüth-Conserv und der Syrup, werden wie die Rosen bereitet, durch offtmahlen wiederholte Infusion, solche purgiren gelinde, dienen im Seiten-Stich, in Engbrüstigkeit, Husten und Nieren-Stein, er wird auch zuweilen, weil er gelinde purgirt, an statt des laxirenden Rosen-Saffts gebrauchet.
Der Safft wird zuweilen auch aus den Früchten gepresset, inspillirt, in Zeltlein formirt und aufbehalten, dieser Safft wird hernach an statt der Acacien gebrauchet, solcher Safft stärcket den Magen, stillet Erbrechen, nutzet in Blut- und Bauch-Flüssen, denn er stopfet und ziehet zusammen, ist auch im Blusausspeyen gut, und stilet auch die allzu viel fliessende Monats-Reinigung.
Wenn man Wein aus gedorreten Schlehen bereitert, die man nehmlich zerstösset, zu runden Küchlein machet, in Ofen trocknet und dann infundirt, so giebt solcher Wein ein sonderbares Mittel, wider den Durchlauff und übermässigen Blutfluss der Weiber.


8. Saur-Ampfer

Saur-Ampfer, zu Lateinisch Acetosa genannt, ist ein in unseren Landen wachsend nützliches Kraut, dessen es unterschiedene Geschlechte giebt, wovon aber in Apothecken nur eine Gattung beobachtet wird, als die grosse wilde, so schlecht hin unter dem Wort Acetosa verstanden wird, solche wächset auf den Wiesen, an einem Stängel über einer Ellen lang, welcher striemig, rund und ausgeholet ist, die Blätter seynd oben spitzig, am Ende aber gegen dem Stiehl mit zwey Zacken, wie ein Spiess-Eisen formirt, eines saurlichten Geschmacks und die Blume zeigt sich braunrot. Dr Saame ist dreyeckigt,die zaserichte gelbe Wurtzel aber am Geschmack trocken und zusammen ziehend; blühet im Majo, grünet den gantzen Sommer, im Junio und Julii Monathen, zeitiget der Saame, biss zu Anfang des Herbstes.

Der Sauer-Ampf ist kalt und trocken im zweyten Grad, er öffnet, und dienet wider Gifft und Fäulung, stärckt den Magen, Hertz und Leber, machet Appetit zum Essen, löschet den Durst, stillet den hitzigen Bauchfluss, wird sonderlich in hitzigen gallichten und pestilentzialischen Fiebern, innerlich und äusserlich mit gutemNutzen gebrauchet; und eröffnet die verstopfte Leber, Miltz und Mesenterium.

Die Wurtzel benimmet gleichfalls die Verstopffung der Leber, Miltz und Mesenterii, auch der Harngänge; wird auch wieder die Gelbesucht und Nierenstein mit grossem Nutzen gebrauchet. die Wurtzel mit Scorzoneren-Wurtzel und gebrannten Hirschhorn im Wasser gesotten, giebt einen schönen und lieblichen Tranck, in oben gedachten Fiebern den Durscht zu löschen, wozu ein wenitg Zucker, Himber oder Baberis-Safft gethan werden kan.
Der Same wird in Pest, hitzigen Fiebern und andern Schwachheiten hochgehalten, absonderlich so er mit Gifft treibenden und hertzstärckenden Medicamenten vermischet wird, wird auch in der rothen Ruhr, Durchbruch, Blutspeyen, Blutharnen, Gonorrhuea und Mutter-Flüssen gerühmet.
Das Kraut in Wein gesotten, zu einem Pflaster gemachet, benimmet die Flechten und Kröpfe, wie dann die Wurtzel von etlichen wider die Kröpfe angehencket wird.
Die Apothecker bereiten dauaus ein Conserva von den Blättern, wie auch ein distillirt Wasser, safft, Syrup und Conserva, man kan auch aus dem Safft diese Krauts verfertigen eine fürtrefliche

Leber-Essenz Rec.:

Clarificirten Safft von der Saurampfer 8. Pfund
Frishce Tamarinden 1 Pfund
Die Tamarinden zerreibet man in Saur-Ampfer Safft mit einem holtzern Löffel, bis sich das Mrack von den Zäsern und Kern abgesondert, und mit dem Safft wohl vermischet habe: Diese Brühe seiget man denn erstlich durch ein leinen grobes Tuch, klopfet etliche Eyerweis darunter, und thut es in ein gläsern Kolben mit einem blinden Helm gemachet, damit die Feuchtigkeit beysammen bleibe; diese lässet man dann in Balneo 3. biss 4. Stunden kochen; dann giesset man es durch ein Parchet Säcklein, und expimirt es zuletzt ein wenig mit einem Finger, darnach lässet man diesen Safft ferner in einer gläsern Schale evaporiren, biss zu einer Honig-Dicke, und verwahret es; diese Essenz hat einen herrlichen durchdringenden, reinen und anmuthigen sauren Geschmack, behält solchen auch länger als andere Säffte, welche mit der Zeit bitter werden, und sich verändern. Diese Essenz dienet das Geblüth zu erfrischen, nützet in hitzigen Fiebern, und Entzündung der Viscerum, stillet den hefftigen Durst, erfrischet Hertz und Leber, stärcket die von unmässiger Hitze geschwächete Lebens-Geister; dienet auch in Pestilenzialischen Fiebern, auch in andern Kranckheiten, worinnen der Incidentien, Dünnmachung, und da die Schärffe der Galle, und Fettigkeit zu mässigen, von nöthen ist.


9. Callmus

Die Alandwurtz, so in Lateinischen Acorus, in Officinen aber Calamus aromaticus genennet wird, ist ein Gewächs unserer teutschen Landen, zeuget sich gern an sumpfigten Orthen, wird auch in Gärten gepflantzet, träget lange und schmale Blätter, die Wurtzel ist zäsericht und krumm, weiss, auswendig in Knötlein zertheilet, eines scharffen, herben salpeterischen Geschmacks, von Geruch aber nicht so unangenehm. Von diesem Gewächs wird in Apothecken nur die Wurtzel aufgehebet, welche an statt der Aromatischen gebrauchet wird, wil solche auch genug aromatisch ist, dessen Krafft und würkcung in einem lieblichen und Oelichten Saltze bestehet.
Vvon die weisse, bittre, scharffe die beste ist, die trockne wird nicht viel gebrauchet.
Der Callmus stärckt den Magen, wärmet und trocknet, hat dünne Theil, und gebrauchet man ihn viel in Verstopfung des Monath-Flusses, Miltzes und Leber, wie auch im Bauchgrimmen, wenn man solche in Wasser oder Wein kochet, und darvon trincket, auch wiederstehet solche dem Gifft und der gifftigen Lufft, ist auch gut zu den kalten Gebrechen des Haupts und den Haupt-Flüssen. Dienet wohl dem blöden und schwachen Magen, räumet die Brust, und treibt den Harn, stillet die Harn-Winde und Bauchgrimmen, zertheilet auch ds von Fallen doer Stossen geronnene Blut im Leibe. Vertreibt Quuaran-Fieber, und thut Hülffe den Scharbockischen.
Diese Wurtzel ist warm und trocken im dritten Grad, und wird von den Apothecken daraus bereitet das Diacorum oder Calmus-Latwerg, item die eingemachte Wurtzel, der Extract, das Oehl und Sal Acori. Das Diacorum oder Latwerg ist bewährt zu kalten Gebrechendes Haupts und der Nieren, in Schlag und Lähme, und die Conserva davon wird von einigen als ein sonderbar Arcanum gelobet; sie vertreibet die Schlaff-Sucht, Zittern, Haupt-Wehe, so von kalten Flüssen entstanden; stärcket den Magen, erwecket guten Appetit zum Essen, corrigirt stinckenden Athem, so aus Undäuung des Magens kommet. Hilfft Wassersüchtigen, und befördert die ehelichen Wercke.
Das Acorum conditum oder der eingemachte Callmus, dienet auch in oberzehlten Schwachhheiten, sonderlich bekommt er dem schwachen, kalten und feuchten Magen, denn er erwärmet und befördert die Däuung, stillet das Aufstossen, und verzehret die Cruditäten, wozu auch das Extractum, ingleichen das Oehl und Saltz können gebrauchet werden.

Callmus-Oehl

Wie das Callmus-Oehl zu überkommen, und dessen Nutzen. Rec.:
Des besten süssen Callmus q. v. schneide ihn in kleine Stücklein, stoss es in einem wohlbedeckten Mörser, thue es hernach in einen hohen Glass-Kolben, und zu jedweden Pfund Callmus the man zwey Untzen Weinstein, und 2. decrepirt Saltz, mische es wohl untereinander, und giess darüber so viel klares Brunn-Wasser, dass genug ist, und die Materia eine Handbreit bedecke, lutire auf den Kolben einen blinden Helm, digerir es in Pfelde Mist oder MB. 20. Tage lang, hernach thue es in ein Alembic und distillirs im Sand, die 4. ersten Stunden mit gelindem Feuer, hernach verstärcke solches per gradus, biss alles flüchtige herüber ist; Separir das Oehl vom Wasser, behalt es zum Gebrauch.
Dieses Oehl stärcket das Gedächtnüss, benimmet Haupt-Schmertzen und Flüsse so von Kälte entstehen, stärckt den schwachen Magen, stillet Erbrechen, ist gut wieder Ohnmachten, hilfft der Monath-Reinigung, benimmet das Aufsteigen der Bärmutter, reiniget und eröffnet verstopffte Nieren, zerbricht den Stein, stillet den Harn-Lauff und Gonorrhoeam, machet Haarwachsend, praeservirt für Unsinnigkeit und Melancholy, dienet auch wieder das Grimmen.


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Alte Masse und Gewichte - Symbole und Umrechnung

Nach Seitel und Wikipedia - angepasst für Thesaurus Sanitatis (Bräuner, 1724)

Abkürzung,
Zeichen
Abkürzung Umrechnung,
gerundet
Bedeutung, Anmerkungen
Pfd.
lb. ap.
400g Pfund, libra
Apothekergewicht, 12 Unzen, Deutschland: 351 .. 420 g je nach Ort
ß 1/2 1/2 Das Symbol ß nach einer Zahlen-Angabe bedeutet Halbierung.
Beispiel: =Pfund, ß=ein halbes Pfund
oz. ap. 32g Unze, Unzen (Apothekergewicht, 8 Drachmen, Deutschland: 29 – 35 g )
1/2 oz. ap. 16g Halbe Unze (das Zeichen ß bedeutet Halbierung)
Lot, Loth   16g 1/30 bis 1/32 Pfund (ursprünglich)
dr. ap. 4g Drachme, Drachmen, Quent (Apothekergewicht, 3 Skrupel, Deutschland: 3,65–4,37 g )
s. ap. 1.25g Skrupel, Scrupel (Apothekergewicht, 20 Gran, Deutschland: 1,2 –1,5 g je nach Ort)
gran gran 0.0609g 1 Gran = 0,0609 Gramm (Apothekergewicht, Gewicht eines Getreidekorns)
aa. aa - ana partes aequales, lateinisch für „zu gleichen Teilen“
Dos.     Dosis
Zahl, röm. Beispiel Anzahl Mengenangaben (in römischen Zahlen, hinter der Masseinheit)
j i 1 Beispiel bedeutet 1 Skrupel (ca. 1.4 Gramm)
ij ij 2 i und j haben gleiche Bedeutung = 1.
Das letzte "i" einer Reihe wird als "j" geschrieben, also iiij = 4
iv   4  
x x 10 Beispiel bedeutet 10 Pfund
iiij iiij 4 Beispiel bedeutet 4 Unzen
xv xv 15 Beispiel bedeutet 15 Drachmen
ß ß 1/2 resp. 0.5 Beispiel bedeutet 1/2 Unze

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