Der traditionelle Weihergottesdienst am Hedinger Weiher ging neue Wege
In Hedingen ist es seit längerer Zeit Tradition, dass der Gottesdienst vom Bettag -wenn immer es das Wetter
erlaubt - am Hedinger Weiher als ökumenischer Gottesdienst gefeiert wird. Dieses Jahr erfuhr er noch eine
sympathische Erweiterung: Christen (reformierte und katholische) feierten zusammen mit Muslimen aus Hedingen und
Umgebung.
Von Ernst Schlatter
Issa Gerber (Vorstandsmitglied der Vereinigung islamischer Organisationen in Zürich) sagte es gleich bei der
Begrüssung sehr treffend: Die Unterschiede in den Religionen sind geschichtlich und nicht religiös begründet.
Gemeinsam ist den monotheistischen Religionen (Judentum, Islam, Christentum) der gleiche Ursprung.
Pfarrer Walter Hauser ergänzte: Die Bibel oder der Koran helfen dem Menschen, das Buch der Natur zu verstehen,
die sich gerade an diesem Tag von der schönsten Seite zeigte.
Gemeinsamen Wurzeln
nachspüren
Im Zentrum des eindrücklichen, von gegen 300 Personen besuchten Gottesdienstes, stand die Geschichte um den
gemeinsamen Stammvater Abraham, die Geschichte also, in der das Glück der einen das Unglück der anderen
bedeutet: Hagar, die Magd, welche Abraham den ersehnten Sohn (Ismael) schenkt, weil Sarah unfruchtbar ist und
das späte Glück von Sarah, die mit Isaak Abraham den eigentlichen Stammhalter gebiert.
Damit ist Hagars Schicksal besiegelt: Sie muss mit dem neugeborenen Ismael in die Wüste fliehen, wird aber
von Gott nicht verstossen.
Eine Geschichte, die steht für Trennungen, Verletzungen, verpassten Frieden und nicht erfüllte Hoffnungen
- also eine ganz aktuelle Geschichte. Sie zeigt auch auf, wie Bitten (Beten), Dank und Busse zusammen gehören:
"Wo wir Schuld fühlen und dazustehen, da ist auch Vergebung möglich."
Mit seiner sonoren Stimme las anschliessend Issa Gerber dieselbe Geschichte auf Arabisch aus dem Koran und die
entsprechende Übersetzung.
Pater Albert Ndok - er arbeitet bei der katholischen Kirchgemeinde Affoltern und stammt von der indonesischen Insel
Flores - erzählte vom friedlichen Neben- und Miteinanderleben in seiner Heimat. Fundamentalisten aller Richtungen
von benachbarten Inseln können dies fast nicht verstehen: dass die Feiertage der je anderen Religionsgemeinschaften
von allen gefeiert werden. "Wir leben friedlich, weil wir wissen, dass unsere Vorfahren Brüder und Schwestern
waren."
Ernsthaftigkeit und echte Fröhlichkeit
Ebenso eindrücklich und authentisch waren die kurzen Statements von jugendlichen Muslimen, welche in Hedingen
zur Schule gehen und sich hier voll akzeptiert und wohl fühlen.
Das Alphornduo Widenacher aus Hedigen umrahmte den Gottesdienst musikalisch und zum Apéro mit Köstlichkeiten
aus dem Nahen Osten ertönte orientalische Musik. Beim anschliessenden Mittagessen gab es viele Begegnungen
und Gespräche, welche das Gehörte vertieften und so bestimmt helfen werden, Vorurteile abzubauen und
so einen wichtigen Teil dazu beitragen, friedliches Zusammenleben zu fördern. Das Team des "Chinderhuus
Hedingen" organisierte für Kinder und Jugendliche Spiele und der Hedinger Weiher lud nochmals zu einem
erfrischenden Bad ein.
Bilder:
Interreligiöser Gottesdienst am Hedinger Weiher. Von links: Der Muslim Issa Gerber; Pfarrer Walter Hauser,
Pater Albert Ndok und das Alphornduo Widenacher. (Bild eschla)
Ein eindrückliches Ritual zum Abschluss des Gottesdienstes. (Bild eschla)