Machtvolle Demonstration am regionalen Kirchentag in Affoltern
Seit einigen Jahren findet der regionale Kirchentag, an dem sich die Pfarreien und Kirchgemeinden Aeugst, Affoltern,
Hedingen, Obfelden und Ottenbach beteiligen, nach dem selben Muster statt: Nach einem Sternmarsch aus den umliegenden
Gemeinden finden sich die Teilnehmer in Affoltern ein zu einem Begegnungsgottesdienst und zu Workshops zum entsprechenden
Thema der ökumenischen Aktion in der Fastenzeit.
Von Ernst Schlatter
Doch dieses Jahr hatte der Kirchentag eigentlich schon am Samstag begonnen: Vor den Einkaufszentren (Migros, Coop
Volg) wurden von Mitgliedern der organisierenden Gemeinden Rosen verkauft unter dem Motto "100 000 Rosen gegen
Gewalt", wie in über in über tausend Gemeinden der Schweiz. Der Erlös aus dem Verkauf der Max-Havelaar-Rosen,
welche von der Migros gespendet wurden, kommt einem philippinischen Fischereiprojekt zu Gute, das die beteiligten
Kirchgemeinden des mittleren Säuliamts in diesem Jahr gemeinsam unterstützen.
Mit einer liturgischen Einstimmung in der katholischen Kirche begannen die vielfältigen Aktivitäten am
Sonntag. Indonesische Perkussionsklänge mit Karin Enz Gerber und Andreas Gerber öffneten auf meditative
Weise die Achtsamkeit für die Welt und machten Raum frei für grosszügiges Denken.
Berge der Missverständnisse
abbauen - Gräben des Misstrauens zuschütten
In den anschliessenden Ateliers boten sich vielfältige Gelegenheiten, Konkretes über den Umgang mit
der alltäglichen Gewalt zu erfahren.
Der Theologe Ueli Wildberger vom "Forum für Friedenserziehung" hält nichts von grauer Theorie,
sondern liess die Teilnehmenden in seinem Workshop gleich ausprobieren - in ganz alltäglichen Situationen
- wie man sich gewaltfrei einmischen kann. Seine aufgelegten Merkblätter fanden reissenden Absatz. Hinweise
für das Verhalten in Bedrohungssituationen sind auch zu finden unter www.friedenserziehung.ch.
Armut und Unterdrückung enthalten Gewaltspotential
Matthias Dörneburg von der Aktion "Fastenopfer" stellte das schon seit zehn Jahren begleitete Projekt
in einem philippinischen Fischerdorf vor, für das der Erlös der diesjährigen Sammlung am regionalen
Kirchentag bestimmt war. Er wies auf die schleichende Gewalt hin, welche in Armut und Unterdrückung steckt.
Es ging ihm aber nicht darum anzuklagen, sondern Wege aufzuzeigen, wie Gewalt überwunden werden kann: Wie
mittellose Kleinfischer - trotz dem immensen Druck der industriellen Grossbetriebe - mit den Ressourcen des Meeres
sorgsam umzugehen lernen und sich so eine eigene, wenn auch bescheidene Existenz aufbauen können.
Engagiertes
Singen und Musizieren
In zwei weiteren Ateliers bestand die Möglichkeit, im gemeinsamen Musizieren und Singen friedliche Energien
zu tanken: Mit Alois Heer und seinem Cäcilienchor und mit Andreas Gerber mit seinen vielfältigen indonesischen
Klanginstrumenten.
Den gemeinsamen, besinnlichen Abschluss des Kirchentages in der reformierten Kirche Affoltern umrahmten die Musikerinnen,
Musiker, Sängerinnen und Sänger mit einigen stimmigen, in ihren Workshops erarbeiteten musikalischen
Beiträgen.
Die Kraft der "starken Weichheit"
Mit eindrücklichen Symbolen und passenden Worten umriss Pfarrerin Renate Hauser vier Kernanliegen der Aktion:
Wir glauben. Gewalt
hat nicht das letzte Wort heisst für sie:
Daraus erwächst die "starke Weichheit" und die Kraft zum Umgang
mit den Nächsten ohne Gewalt, die Kraft von Ostern.
Ein einfaches Mittagessen in den Räumen des reformierten Chilehuuses, das von in Affoltern wohnhaften Asylantinnen
zubereitet wurde und noch viele Möglichkeiten zum Gespräch bot, bildete den Abschluss des eindrücklichen
Kirchtages.
Bilder: