Mit Akkordeon- und Blasmusik
Auf vergangenen Sonntagabend hatten das Akkordeon Orchester Bezirk Affoltern (AOBA) und der Musikverein Harmonie
Affoltern zu einem Programm mit Musik aus vier Jahrhunderten eingeladen. Ein grosses, gutgelauntes Publikum erfreute
sich über die vielseitigen Darbietungen auf hohem Niveau.
Von Ernst Schlatter
Mit Johann Pachelbels (1653 bis 1706) "Fuga in d-Moll" und der anschliessenden Toccata von Johann Sebastian
Bach (BWV 540) - beide barocken Werke in speziellem Arrangement des Dirigenten Ruedi Marty - bewies das Akkordeon
Orchester, dass diesem Instrument praktisch keine Grenzen gesetzt sind. Ruedi Martys Arrangements nützten
denn auch alle Register des grossen Orchesters aus und loteten, vor allem im zweiten Teil von Bachs Toccata, eine
differenzierte Dynamik aus, die man bei Pachelbels Fuge noch etwas vermisste.
Vielseitige Romantik
Mit den beiden von Friedrich Haag (1880 bis 1959) speziell für Akkordeon komponierten Sätzen aus der
Romantischen Suite "Rothenburg ob der Tauber" fühlte man sich zuerst wie auf einen lieblichen, sonnen
beschienen Platz an einem Frühlingstag vor eine Dorfkirche versetzt: Geheimnisvoller Zauber und dann von
drinnen Anklänge an den Choral "Wer nur den lieben Gott lässt walten", während im "Marsch
der Stadtpfeifer" Dorffest-Atmosphäre mit witzigen Einsprengseln und Überraschungen aufschien. Ruedi
Martys engagierte und äusserst präzise Leitung spornte das AOBA zu Höchstleistungen an.
Anspruchsvoll und überzeugend
Die Harmonie Affoltern wagte sich mit "Mercury" vom belgischen Komponisten Jan van der Roost an ein zeitgenössisches
Werk mit dem Schwierigkeitsgrad 5, einem rhythmisch und harmonisch interessanten Stück, in dem alle Register
gleichermassen zum Zug kamen.
Der Japaner Itaru Sakai (geboren 1970), obwohl noch jung, hat schon einen international hochgeschätzten Ruf
als Komponist von anspruchsvoller Blasmusik. Im Stück "Omisoka" (in Japan der letzte Tag des Jahres)
faszinierten die Dialoge zwischen Oboe, Klarinette und Querflöte einerseits und im da capo-Teil mit den Posaunen
andererseits. Musik, die unter die Haut ging und viele Gefühle ansprach.
In Giuseppe Verdis "La forza del destino" (Die Macht des Schicksals) wird das bekannte Thema von Klarinette,
Oboe und Querflöte zuerst nur verhalten angetönt, um dann machtvoll vom ganzen Korps übernommen
zu werden. Der tänzerische Mittelteil kippt beinahe ins Bedrohliche.
Auch hier - wie im abschliessenden "Hategana" (einem rumänischen Tanz von Karol Padivy) - gelang
es dem Dirigenten Peter Bosshard, sein Korps zu einer kompakten Einheit zusammen zu schweissen und somit überzeugende
Werbung für die Vielseitigkeit anspruchsvoller Blasmusik zu machen.
Wer mehr davon hören will: Am Freitag, 30. Mai 2003 um 20 Uhr gibt der Musikverein Harmonie Affoltern sein
Frühlingskonzert in der katholischen Kirche Affoltern. Der Eintritt ist frei. Die Kollekte und der Ertrag
aus dem Kuchenbuffet vor und nach dem Konzert gehen unter anderem an die Kosten für die Anschaffung der neuen
Uniformen. Nähere Details unter www.harmonie-affoltern-aa.ch.
Musikverein Harmonie Affoltern unter der Leitung von Peter Bosshard. (Bild eschla)