Mitgetragene Blätter *
(statt eines Vorwortes)
Kürzlich -
wie ich nach Hause komme
und die Schuhe
an der Teppichvorlage
abstreife –
seh ich
ein Eichenblatt
das ich
von dort
mitgetragen hatte
(13.8.02)
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Rückkehr
Immer wieder
hierher zurück-
kehren
zurückkehren
und wahr-
nehmen
die Schatten
von neuem Leben
berührt
von Liebe und Gnade
heute und morgen
(Herbst 1999)
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Offene Türen
Offene Kirchtüren:
Frühlingswärme
tritt ein
in die kühlen
Klostermauern
Aufblühendes
Leben
begegnet
abgeklärtem
Geist
Wird
wohl
Neues
werden?
(Frühling 2000)
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Nebeltag in Kappel
Der Blick
hinaus
durchs gotische Fenster
geht ins Leere
Die Traum-
Landschaft
hüllt sich
in Schweigen
So kann
ich mich
ganz
auf mich
besinnen
Ohne mich
auf mich
geworfen
zu fühlen:
Ich will
bei mir
einkehren
(Herbst 1999)
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Lob der Langsamkeit
(für Urs Boller)
Der braun-roten Schnecke
zuschauen
wie sie
im „Bereich der Stille“ **
in ihrem
ganz eigenen Tempo
über die trockenen Sandstein-Fliessen
kriecht –
zuschauen
und dann
auch meinen Schritt
meinen Atem
langsamer werden lassen
und bereit werden
auch trockene Stellen
zu schätzen –
immer weiter-
schreitend
(Sommer 2000)
** „Bereich der Stille“: so ist der Kreuzgang des Klosters Kappel heute bezeichnet
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Im Schoss der Kirche
In den Schatten
der Kirche
treten –
die Kühle
als angenehm
empfinden
und auch
in ihrem Schoss
Wärme
erfahren
dann und wann
und wieder
aus dem Schatten
heraus-
treten
in die Witterung
des Alltags
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