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Wir haben die Aufführung auch sehr
genossen und können die Aemtler-
bühne nur weiterempfehlen!
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Acht Frauen in der Spirale des Misstrauens
Premiere der Ämtlerbühne mit der Kriminalkomödie "8 Fraue"
Eine
Geschichte mit einem Touch Intrigen à la Agathe Christie, mit viel Situationskomik, Spannung bis zur letzten
Sekunde und vorzüglichen Schauspielerinnenleistungen in einem aufwändigen, stimmigen Bühnenbild
prägten die Premiere von vergangenen Samstag in der Aula Ennetgraben in Affoltern auf ausverkauftem Haus.
Das Stück wird bis zum 24. Mai noch zwölf Mal zu sehen sein.
Von Ernst Schlatter
Die Idylle und Wiedersehensfreude des friedlichen Familienfestes - Weihnachten steht vor der Tür und der noch
eingepackte Christbaum fiebert seiner Enthüllung entgegen - auf einem gutbürgerlichen, tief verschneiten
Landsitz im Tösstal der späten 50-er Jahre wird jäh unterbrochen: Gregor Koller-Amrein, der Vater,
Ehemann, Schwiegersohn - der Patriarch der Familie - wird am Morgen erstochen in seinem Bett aufgefunden. Es kann
nur eine der acht Frauen gewesen sein, die sich zum Fest treffen wollten. Doch welche?
Schwierige Wahrheitsfindung
Jede hätte ein Motiv, alle haben sie ihre Geheimnisse.
Vielleicht war es seine einflussreiche, um ihre verblassende Schönheit kämpfende "liebende"
Gattin Gloria (Gabi Räber), eine gierige Egoistin, die sich wenig um ihre Töchter und noch weniger um
ihren Gatten gekümmert hatte oder doch eher seine alte, kleinliche Schwiegermutter im Rollstuhl (Mengia Caflisch),
komfortabel installiert bei ihrem Schwiegersohn, scheinbar um den guten Ruf des Hauses besorgt ("mir sind
ime guete Huus! Da isch jo alles soo schrecklich!"), die sich immer wieder mal hinter den in einer Buchattrappe
versteckten Portwein macht.
Möglicherweise aber war es das neulich eingestellte "entzückende" Dienstmädchen Sandra
(Eveline Zeller), die dem Verstorbenen als letzte einen Tee gebracht hatte oder etwa gar die pflichtbewusste und
altgediente Köchin Rosa (Nicole Lorengo), die viele Geheimnisse der Familie kennt und auch einen grossen Teil
zur Erziehung der Töchter beigetragen hat und noch immer beiträgt?
Könnte es nicht die ständig nörgelnde, immer noch ledige, hypochondrische Schwägerin, Astrid
(Gabi Engeler) gewesen sein oder eine der beiden Töchter, die eben von einem Englandjahr zurückgekehrte,
intelligente, scheinbar brave, ältere Susann (Sophie Caflisch), die versucht mit Logik, die Untersuchung des
Falles zu leiten, weil ihre Mutter untätig bleibt oder gar die jüngste, die unverblümt ehrliche
Katrin, der Clown des Hauses (Melissa Caflisch), die im Bett bis tief in die Nacht Kriminalromane liest?
Nun, wer gezählt hat, merkt: Da fehlt noch die achte Frau, die spät in der Exposition des ersten Akts
auftaucht und die Vermutungen nochmals in eine neue Richtung lenkt: Schagglin (Gabi Lüthi), die Schwester
des Ermordeten mit einer zwielichtigen Vergangenheit in Zürich, sie, die die Männer kennt, kennt keine
Hemmungen und zündet die Flamme Eifersucht an. Gloria, ihre Schwägerin, wollte sie deshalb nie im "guten
Hause Koller" empfangen.
Die Lösung des
Falles ….
verraten wir hier natürlich nicht!
Dafür gilt es noch einiges über die vorzügliche Inszenierung zu sagen, was vielleicht neugierig
macht, das Stück auch zu sehen:
Das doppelstöckige (und für den Inhalt des Stückes symbolisch doppelbödige) Bühnenbild
von Peter Hauser ermöglicht rasche - im ersten Teil manchmal etwas zu hektische - Verfolgungsjagden: ein Salon
mit Versatzstücken der "Nouveaux riches" mit Nierentischchen und für die späten 50-er
Jahre stylischen Radios.
Eine Licht- und Tontechnik (Danilo Risi nach dem Tonkonzept von Pius Morger), die mit dem Erstarren der Schauspielerinnen
im kalten Licht und bei eindringlicher Filmmusik, dem Rhythmus des Stücks - vor allem im zweiten Teil - eine
weitere aussagekräftige Dimension verleiht.
Spannung bis zur letzten Sekunde!
Die Kostüme, sehr passend die Generationen markierend, von Isabel Schumacher und Susanne Zangert und natürlich
die von Erfolg gekrönte Regiearbeit von Yves Raeber, der mit der Regieassistentin Monika Ambühl 70 Proben
leitete und mit dem Ensemble ein Leistung von hoher Qualität erreicht. Besonders deutlich wurde dies, als
nach der Pause, die Spannung sofort wieder da war, ja sogar das immer enger gestrickte Intrigenspiel an Kompaktheit
gewann. Dies ist nicht selbstverständlich, denn die Präsenz von meistens aller acht Schauspielerinnen
auf der Bühne zur selben Zeit könnte rasch zu einer Abflachung führen. Dies war nicht der Fall.
Bestimmt trugen auch die sorgfältig im Sprachduktus der 60-er-Jahre gestalteten Dialoge zur Authentizität
bei, die beim äusserst aufmerksamen Publikum in vollem Masse ankamen und begeisterten Beifall für alle
Darstellerinnen und alle Verantwortlichen auf und hinter der Bühne auslöste.
Viele Stunden Fronarbeit
und grosszügige Sponsoren
Vom 12. April an waren die Leute von der Aemtlerbühne in der Aula des Schulhauses Ennetgraben tätig.
Viele haben zwei Wochen ihrer Ferien und einige Nachtschichten drangegeben, um diese Produktion zu ermöglichen.
Ebenso beeindruckend lang ist die auf den sehr ansprechend gestalteten Faltprogrammen (Brigitte Küchler) aufgeführte
Sponsoren- und Gönnerliste. Als Hauptsponsor zeichnet die Firma Ernst Schweizer AG, Metallbau in Hedingen.
Unter den vielen Gönnern finden sich 50 Geschäfte aus dem Säuliamt und die meisten Gemeinden des
Knonaueramts. (Affoltern am Albis hat sich nicht beteiligt, warum wohl?)
Den vielen begeisterten Theaterfreaks von der Aemtlerbühne ist zu wünschen, dass sich die Kulturverantwortlichen
der Gemeinde Affoltern beim Erstellen des Budgets 2004 daran erinnern mögen, dass Kultur auch einen Faktor
in der Standortförderung darstellt ….
Bilder:
1 Die Grossmutter (Mengia Caflisch vorn) hat die Aktien gefunden. (Bild eschla)
2 Sieben der acht Frauen beraten den Fall. (Bild eschla)
3 Schlussapplaus (Bild eschla)
4 Regisseur Yves Räber (rechts) und Thomas Stricker vor der Premiere.
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