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Eindrückliche Veranstaltungen zum nationalen Flüchtlingstag

Begegnungen mit Asylsuchenden in Affoltern und Mettmenstetten

Mit zwei vielbeachteten Veranstaltungen setzten die ökumenische Erwachsenenbildungsgruppe von Affoltern und Obfelden in Affoltern sowie die römisch-katholische und die reformierte Kirchgemeinden von Mettmenstetten am nationalen Flüchtlingstag vom vergangenen Wochenende Zeichen für eine respektvolle Begegnung mit Menschen aus anderen Kulturen, die bei uns Asyl suchen oder schon gefunden haben.

Von Ernst Schlatter


Unter dem Motto "Fest der Begegnung" präsentierten Migrantinnen und Migranten aus sieben Ländern im Zentrum Oberdorf an originell gestalteten Marktständen kulinarische Spezialitäten aus ihren Heimatländern und Informationen und Bilder aus ihrer Heimat.
Jugendliche und Erwachsene der albanischen Tanzschule "Shota" erfreuten in ihren bunten Trachten mit albanischen Tänzen.

Gemeinsames, das verbindet: Essen, Musik und Tanz

Besonders eindrücklich, wie die Schülerinnen und Schüler von Fatmir Brajshori (er unterrichtet seit einigen Jahren im Schulhaus Mönchhalden in Zürich eine Oberstufenklasse und gibt jeden Samstagmorgen den jungen Albanerinnen und Albanern aus dem Bezirk Unterricht in Affoltern) Texte von Mutter Teresa - sie stammte aus Albanien - auf Albanisch und Deutsch rezitierten. (siehe Kasten).
Doch auch Schweizerisches kam zum Zug: Am Schweizer-Stand galt es, die Herkunft von fünf verschiedenen Käsesorten zu erraten. Und die Ländlerformation um Hans Bickel spielte lüpfige Melodien auf, zu denen auch Pfarrer Urs Boller nicht sitzen bleiben konnte.

Markstände aus acht Ländern

Die ganze Veranstaltung wurde unterstützt von den Mitgliedern der ökumenischen Erwachsenenbildungsgruppe Affoltern und Obfelden, welche auch die Kontakte zu den verschiedenen Volksgruppen aus Albanien, Georgien, Irak, Italien, Kroatien, Libanon, Kurdistan und Sri Lanka geknüpft hatten und bei der Einrichtung dieses bunten Markplatzes behilflich waren.
Mit glänzenden Augen gab Hanna, eine Asylbewerberin aus dem Irak, die seit zweieinhalb Jahren in der Asylunterkunft in Hedingen zusammen mit weiteren fünf Frauen und zwei Familien mit Kindern wohnt und arbeitet, Auskunft über ihre Spezialitäten, Katajeh, das in Rosenwasser getunkt, genossen wird. Und weiter meinte sie: "Ich sehr glücklich, dass ich hier auch etwas aus meinem Land zeigen darf und freue mich, hier so vielen freundlichen Menschen begegnen zu dürfen."
Dass auch Italien mit dem Stand der Missione cattolica vertreten war, erfreute vor allem die Liebhaber von Pizzas und Chianti. Giovanni Tauriello - schon seit 34 Jahren in der Schweiz - benützte die Gelegenheit und machte auf das durch die Missione cattolica von Affoltern am 2./3. Juli auf der Sportanlage Zendenfrei in Obfelden stattfindende Jugendfest aufmerksam, an dem auch ein Fussballturnier stattfindet: Interessenten melden sich bei Paolo Di Lavello unter Telefon 044 760 30 24. Anmeldeschluss ist der 25. Juni.
Abbau von Vorurteilen, Achtung der Menschenwürde

Der interreligiöse Gottesdienst vom Sonntagabend, an dem sich neben Christinnen und Christen aus aller Welt auch gläubige Moslems, denen ihre Religionszugehörigkeit von zentraler Bedeutung ist, stand ganz im Zeichen der bedingungslosen Achtung der Menschenwürde, dem Abbau von Vorurteilen und dem grundsätzlichen Wohlwollen gegenüber Fremden, das allen ernst zu nehmenden Religionen eigen ist.

Ökumenischer Gottesdienst aus Mettmenstetten live auf DRS 2

Ebenso eindrücklich war der ökumenische Gottesdienst in Mettmenstetten, der von Radio DRS 2 am Sonntagmorgen live übertragen wurde. Seit einigen Jahren feiern Reformierte und Katholiken in Mettmenstetten den Flüchtlingssonntag gemeinsam. Dieses Jahr wurde er vom katholischen Gemeindeleiter Johannes Utter und dem reformierten Pfarrer Ueli Mauch zusammen mit Asylbewerbern aus Mettmenstetten, Menschen aus Kamerun, dem Musiker Basuru Jobarteh, der mit Melodien auf der 23-saitigen Kora (Laute) bezauberte, der Sängerin Sabine Sommer und dem Gitaristen und Sänger Martin Gaisser (mit Liedern von Bob Dylan und Eric Clapton) gestaltet.

Den Weg zum andern finden - die Angst verlieren

Die Quintessenz des Gottesdienstes: Asyl ist ein Menschenrecht und hat nichts mit Moral zu tun. Dieses Menschenrecht ist ein Begriff, den das Christentum nicht für sich "gepachtet" hat. Begegnungen aus dieser Haltung heraus sind ein Geschenk und nehmen alle untergründig vorhandene Angst dem Fremden, Unbekannten gegenüber.
Für den anschliessenden Apéro hatten die Asylsuchenden aus Mettmenstetten kulinarische Köstlichkeiten aus ihren Heimatländern zubereitet, so dass dieser Flüchtlingstag zu einem fröhlichen Fest der Begegnung wurde.

Bilder:

Albanischer Hochzeitstanz anlässlich des Festes der Begegnung der Kulturen im Zentrum Oberdorf in Affoltern. (Bild eschla)
Die Irakerin Hanna (links) offeriert Katajeh. Auch Gemeinderat Peter Leuenberger, Gattin Ursula und Christian Moser lassen es sich munden. (Bild eschla)
Farbenfroh und hungrig: Nein, nicht auf einem irakischen Basar: im Zentrum Oberdorf Affoltern. (Bild eschla)
Pfarrer Urs Boller lässt sich zu Klängen der Ländlerformation Bickel zu einem Tanz hinreissen. (Bild eschla)

Lehre mich zu lieben
von Mutter Teresa (Auszug)

Finde Zeit zum Denken, es ist die Quelle der Stärke
Finde Zeit zum Lachen; es ist die Musik der Seele
Finde Zeit zum Spielen, es ist das Geheimnis der Jugend
Finde Zeit zum Lieben, es ist ein Gottesgeschenk
Finde Zeit zum Lesen, es ist die Quelle der Weisheit
Finde Zeit zum Freundsein, es ist der Weg des Glücks
Finde Zeit zum Arbeiten, es ist der Preis der Zukunft

Herr, du weißt, dass ich Waffen verabscheue.
Ich will nichts anderes werden
als deine Waffe, um der Welt Frieden zu bringen

Das Leben ist ein Versprechen, halte es
Das Leben ist Kummer, überwinde ihn
Das Leben ist eine Hymne, singe sie
Das Leben ist ein Abenteuer, mach mit

Herr, lass alle Nationen berührt werden
Von deinem Herzen
Damit sie für die Einheit und die Liebe arbeiten
Und damit Einheit und Liebe
Mittel zur Verbreitung des Friedens
In unserer Welt sind.
(eschla)