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Des Schweizers Kreuz mit dem Hochdeutschen

Die Schweizer lernen Hochdeutsch als erste Fremdsprache, und vielen bleibt sie auch fremd. Wenn sich zwei Schweizer auf Hochdeutsch unterhalten, dann muss es einen besonderen Grund haben. Lehrer und Schüler, oder eine laufende Kamera mögen ausreichen. Oder ein Gesprächspartner ist französischer Muttersprache, und der Deutsch-Schweizer ist höflich genug (es sollte selbstverständlich sein), seinem Gesprächspartner keine unnötigen Dialekt-Anstrengungen abzuverlangen.
Hochdeutsch gehört zur Schulbildung, und wer sich im Beruf oder in der Oeffentlichkeit schriftlich ausdrücken muss, sollte es beherrschen, auch wenn es nicht die Sprache seines Herzens ist.
Im Tages-Anzeiger vom 24. Mai 2004 findet man eine Diskussion darüber, ob die heutige Deutsch-Ausbildung an der Schule den Ansprüchen genügt. Hans Kaufmann, Zürcher SVP-Nationalrat und Finanzfachmann, stellt die Ausbildungsqualität in Frage und fährt dabei auch den Lehrern an den Karren. Hier einige Zitate:

Zitat Aus dem Artikel des Tages-Anzeigers vom 24. Mai 2004
. Das Kreuz mit dem Hochdeutschen
Verludert an unseren Schulen das Hochdeutsch? Ja, sagen kritische Stimmen. Und schlimm: Sogar die Lehrer könnten schlecht Deutsch. Doch Fachleute entwarnen.

Von Antonio Cortesi

Hans Kaufmann, Zürcher SVP-Nationalrat und Finanzfachmann, äussert sich gerne pointiert, auch zu Bildungsfragen. Was ihn dabei besonders stört: Die Schweizer Lehrer hätten maximale Löhne, böten aber minimale Leistungen, vor allem im Fach Deutsch.
. «Viele Primar- und Oberstufenlehrer können schlecht Hochdeutsch», weiss Kaufmann. Er kenne amtliche Texte von Lehrern, die «nur so von Fehlern strotzen»: Mangelhafte Grammatik, Rechtschreibe- und Interpunktionsfehler, Mundartausdrücke statt Schriftdeutsch. Beim gesprochenen Hochdeutsch der Lehrkräfte sei es «noch schlimmer», zumal dann die Zeit zum Überlegen fehle.
. Kaufmanns Vorschlag: «Lehrer aus Deutschland einstellen.» Die könnten richtiges Deutsch und wären zudem mit 70 Prozent des Lohnes zufrieden.
  ....
Standpunkt des Lehrer-Verbands Anton Strittmatter, Zentralsekretär des Lehrer-Dachverbands LCH, kennt die Vorwürfe von Eltern und Politikern - und relativiert sie als «Sammelsurium von Vermutungen und Wahrnehmungen». Zwar laufe im Unterricht noch vieles nicht optimal. Gravierende Defizite seitens der Lehrkräfte seien aber nicht feststellbar, wie die Berichte von Aufsichtsbehörden zeigten.
  .... (der Artikel ist wesentlich länger !)

Kommentare zum Interview

Herr Strittmatter hat nach diesem Artikel viele Anfragen und Mails bekommen und in einem umfangreichen Brief beantwortet; hier ein paar Auszüge.
Kommentare Von Hr. Strittmatter, unter anderem Mitglied im "Dachverband Schweizer Lehrer und Lehrerinnen",
und Leiter der Pädagogische Arbeitsstelle LCH, freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Anton Strittmatter: Ich erhielt die zwei Tage nach Erscheinen des Artikels zahlreiche Mails, einige positive und mehrheitlich kritische bis gehässige.
. Die Zitate stammen aus einem längeren und spontanen Telefongespräch mit Herrn Cortesi vom Tagi. Die letzte Passage betr. Bundesrat Blocher ist allerdings verunglückt. Sie erhält, aus dem Zusammenhang gerissen, eine polemische Note, die so nicht gemeint war.
Meine volle Aussage war: ".... Und dann müsste noch kritisch nachgefragt werden, was denn ein "gutes Hochdeutsch" sei. Norddeutsch klingendes Bühnendeutsch ist in der Schweiz eher verpönt. Radio- und Fernsehsprecher werden darin geschult, ein "Schweizer-Hochdeutsch" zu sprechen, welche Helvetismen bewusst zulässt. Und auch volkstümliche Politiker geben sich Mühe, ein nicht allzu Deutsches Deutsch zu sprechen.
Nach den Kriterien von Hochsprache-Puristen, wäre beispielsweise das Hochdeutsch von Bundesrat Blocher meist als Kabarettnummer einzustufen."
. Der Rest der Zitate ist einigermassen korrekt.
Zum Vorwurf des Abblockens von Kritik Einige Briefschreiber werfen mir (und dem Verband LCH) ein unseriöses Abblocken jeglicher Kritik an der Lehrerschaft vor. Wer genug Deutsch kann, um den Artikel zu Ende zu lesen, trifft durchaus Aussagen von mir an, welche Aspekte des Problems anerkennen. Und ich mache dazu (vom Redaktor allerdings stark verkürzte) auch gleich ein paar konkrete Vorschläge. Auf Pauschalvorwürfe an die Lehrerschaft antworte ich aber auch in Zukunft verneinend. Denn in der Pauschalität treffen sie nie zu.
Zu den Angeboten betreffend Schreibwerkstätten etc. Von verschiedenen Seiten wurden mir Schreibwerkstätten und andere Arten von Weiterbildungs-Modulen für Lehrpersonen angeboten. Herzlichen Dank. Nur ist der LCH keine gute Adresse dafür. Wenden Sie sich bitte an die kantonalen Fachstellen für die Weiterbildung der Lehrpersonen. Adressen unter: www.sklwb-csfce.ch