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Leser-Anfrage zur Apfelsorte JAZZ

Sehr geehrte Damen und Herren,
seit einiger Zeit essen wir die Sorte Jazz , die lt. unserem Obsthändler (kein Supermarkt!) aus Neuseeland bzw. Frankreich kommen soll. Der Apfel zeichnet sich durch sehr viel Fruchtflüssigkeit (ein Biß ist wie ein Glas Apfelsaft) und sehr guten Geschmack aus. Darüber hinaus bleibt er lange frisch , auch bei Zimmertemperatur. Nicht geeignet dagegen ist er für die gläserne Apfelreibe. Er läßt sich praktisch nicht reiben und wird sehr schnell dunkelbraun. Bemerkenswerterweise geschieht dieses braunwerden nicht bei einem einfach aufgeschnittenen Apfel. Da ich den Apfel in keiner Liste finde, frage ich mich , ob es sich um ein in irgendeiner Weise (industriell) bearbeitetes (genbehandeltes) Produkt handeln könnte.
Für eine Antwort wäre ich Ihnen sehr verbunden und verbleibe mit freundlichen Grüßen
Michael Fitz (Deutschland).

Kommentar U. Roos, Forums9.ch

Lieber Herr Fitz

Als wir unsere Reportage zu den Apfelsorten angefangen haben, haben wir uns vorgenommen, vor allem die Sorten zu fotografieren und zu beschreiben, welche wir in unserer Nachbarschaft (30-km Umkreis) bekommen konnten.
Ausserdem haben wir uns von Fructus beraten lassen. Diese Vereinigung bemüht sich um den Erhalt der Sorten-Vielfalt der Obstbäume. Diese Vielfalt wurde durch jahrhundertelange Züchtung aufgebaut. - Leider wird schon seit den letzten 30 Jahren die Sortenvielfalt zum Teil unterlaufen, indem viele Apfelsorten einen "Golden Delicious" in der Ahnenreihe haben. Sollte einmal ein Schädling auftauchen, vor allem die "Golden" befällt, wäre das gefährlich.

Ich hoffe, Sie werden verstehen, dass ich Ihnen aus dieser Warte eine persönlich gefärbte Antwort geben werde.

Heutige Ziele der Apfelsortenzüchtung

Mit neuen Verfahren, teilweise mit Gentechnik, werden heute Obstsorten gezüchtet, welche genau die vom Produzenten oder vom Konsumenten verlangten Eigenschaften haben.

Resistente Sorten

An staatlichen und privaten Apfelzuchtstationen wurden Apfelsorten gezüchtet, welche gegen die üblichen Schädlinge (vor allem Schorf) resistent sind. Hierzu gehören z. B. die Produkte der Zuchtanstalt Dresden-Pillnitz wie "Piros", "Pinova", "Remo", "Reglindis", oder neue Produkte der ACW, (ehemals FAW) in der Schweiz. Solche Sorten wurden in der damaligen DDR unter anderem deswegen gezüchtet, um weniger Schädlingsbekämpfungsmittel einsetzen zu müssen, entweder um Geld zu sparen, oder was heute viel wichtiger ist, um Gesetze und Auflagen zu erfüllen.

Shareholder Value, Marken-Image

Unterdessen gibt es auch klare Designer-Apfelsorten, welche auf Bestellung vom Marketing der grossen Früchtehändler oder Produzenten gezüchtet wurden und mit den Werbemethoden der Lebenmittel-Multis gross herausgebracht werden. Die Sorte "Jazz" ist eine solche Sorte. Sie stammt aus Neuseeland, wird unterdessen auch in den USA angebaut, und der Inhaber der Marke ist stolz, dass man dank Zusammenarbeit zwischen Ländern auf der Nord- und Südhalbkugel praktisch das ganze Jahr "Jazz" kaufen kann.
Typisch werden solche Apfelsorten als Club-Sorte geführt, d.h. die Sorte ist praktisch "patentiert", und der Inhaber der Lizenz macht seinen Kunden Auflagen ( z. B. werden nur grosse Betriebe beliefert; harte Qualitäts-Ansprüche an Betrieb und Ware). Unter anderem wird die Qualität auch daran gemessen, dass alle Aepfel auf ein paar Millimeter genau die gleiche Grösse haben. Dass die Aepfel um den halben Erdball reisen, bis sie auf unserem Tisch sind, stört auch nur wenig.
Ob Aepfel beim Reiben rasch braun werden, hängt von der Sorte ab ( mehr ) und wurde bei diesem Design vielleicht weniger bewertet.

Gesunder Obstgenuss

Wenn Sie besonderen Wert auf gesunde Ernährung legen, würde ich Ihnen empfehlen, Obst von Betrieben in Ihrer Nähe kaufen, es möglichst innerhalb der Jahreszeit zu essen, da die Früchte von Natur aus essreif sind, und sich nicht auf eine bestimmte Sorte festzulegen, sondern möglichst bunt abzuwechseln.

Internet-Referenzen

http://www.enza.co.nz

http://www.jazzapple.com/wheretobuyjazz.htm