Autor: Ernst Schlatter
Die erste Veranstaltung des neu gegründeten „Ökumenischen Forums für Erwachsenenbildung Bonstetten-Stallikon-Wettswil“
vom vergangenen 1. Oktober im reformierten Kirchgemeindesaal Bonstetten war gut besucht und gab wertvolle Hinweise.
Der Muslim Dr.Yahya H.Baiwa (links) im Gespräch
Wie der reformierte Bonstetter Pfarrer Dr. Gareth Putnam gleich zu Beginn deutlich machte, ging es an diesem Abend
darum, einen Beitrag zur Förderung des Dialogs zwischen den Religionen zu leisten. Die zwei prominenten Referenten
waren denn auch – nur schon durch ihre Herkunft und Ausbildung – geradezu prädestiniert, wichtige Erkenntnisse
und Erfahrungen weiter zu geben, die anregten, die eigene Haltung zu überdenken und sich eventuell auch selber
in Frage zu stellen.
Der Muslim Dr. Yahya Baiwan ist als schweizerisch-pakistanischer Doppelbürger in der Schweiz aufgewachsen,
hat hier studiert und ist in verschiedenen Epochen seiner Ausbildung und Tätigkeit immer wieder angefragt
worden, Beiträge für den interkulturellen und interreligiösen Dialog zu verfassen. So hat er unter
anderem auch als Co-Autor am obligatorischen Lehrmittel des Kantons Zürich, „Menschen leben in Religionen
und Kulturen“ mitgewirkt. Er stellte mit vielen praktischen Beispielen seinen Alltag als Moslem in der Schweiz
dar (er sang zum Beispiel mit der entsprechenden Kopfbedeckung die Anfangssure des Korans) und gab einen gerafften
Überblick über die fünf Säulen (die fünf Grundgebote) des Islams.
Der christliche Orientalist Dr. Edward Badeen (links) im intensiven Gespräch
Der christliche Orientalist, Dr. Edward Badeen ist in Nazareth (!) geboren worden,
hat arabische und englische Literatur in Jerusalem, später dann Islamwissenschaft, englische Literaturwissenschaft,
Psychologie und semitische Philologie in Basel studiert. Er hat – neben seiner universitären Tätigkeit
in Bern, Freiburg, Tübingen, Zürich und Basel - immer wieder an Dialogen zwischen Palästinensern
und Juden mitgewirkt und so viele Erfahrungen gesammelt, die seine Haltung prägten. Es war erstaunlich, festzustellen,
wie beide Referenten über die jeweilig andere Religion bestens orientiert sind und sich nie in irgendwelche
Werturteile über den Glauben des andern einliessen. Gelebte Toleranz also, die jenseits von gleichgültiger
Beliebigkeit liegt.
In der Frage-Runde, die vom zahlreich anwesenden Publikum sehr rege genutzt wurde, kamen Meinungen und Vorurteile
über den Islam zur Sprache. Es wurde deutlich, dass, wie im Christentum, viele Ausformungen des Glaubens
nebeneinander bestehen, dass es also d e n Islam gar nicht gibt.
Ein wertvoller Abend, der viele Einblicke in die Problematik gab, aber auch aufdeckte,
dass ein einziger Abend für ein so reichhaltiges „Programm“ – bei aller Kompetenz der Referenten - zum Teil
als Überforderung empfunden wurde, manchmal auch im abstrakt Theologischen stecken blieb.
Es bleibt zu hoffen, dass das „Ökumenische Forum für Erwachsenenbildung“ bei der nächsten Veranstaltung
wiederum eine so glückliche Hand hat bei der Wahl von Thema und Referenten.
eschla wettswil