Gedanken zum Leserbrief von P. Aebersold vom 8. Juni
Von Th. Stricker, Autor des Theaterstücks
Werden in den Aufführungen der „Uränkel und Revoluzzer“ der Aemtler Bühne die Helden und Patrioten
von 1804, denen das Denkmal bei der Post gewidmet ist, der Lächerlichkeit preisgegeben ? Die Antwort der Aemtler
Bühne ist: Nein. Dem aufmerksamen Publikum entgeht nicht, dass im ersten Teil der Aufführung die Schauspieler
sich selbst lächerlich machen, in ihrem Unvermögen, die pathetisch-schönen Verse von Johann Husers
Mèrtürer zu rezitieren. Der erste Teil ist eine liebevolle Satire, einerseits der gesellschaftlichen
und politischen Gegebenheiten in unserem Bezirk und andererseits des eigenen Theatermachens.
Im zweiten Teil wird das Sterben der vier Helden ernsthaft und ergreifend mit den Mitteln einer innovativen Volkstheatergruppe
dargestellt. Die Helden sind auch Menschen, die nicht gerne sterben, sie reden dann nicht mehr in hochdeutschen
Versen, sondern schlicht so wie ihre Seele spricht: Züritüütsch. Dass in diesen tragischen Szenen
das Fernsehen stört, dass W. Tell seine beiden Pfeile verschiesst, sind theatralische Mittel, die Aktualität
wiederzugeben und das Geschehen auf der Bühne ertragbar zu machen.
Die Eigenproduktion „Uränkel und Revoluzzer“ ist für viele Zuschauer ein Wechselbad der Gefühle:
Dem heiteren Lachen im ersten Teil folgt echte Ergriffenheit im zweiten Teil. Was will die Aemtler Bühne mehr
als ihre Zuschauer im Heiteren und Traurigen berühren! In diesem Sinn sind sie begeistert und kommen sehr
zahlreich - wohl auch an die zwei letzten Aufführungen vom 11. und 12. Juni.
Die "Uränkel und Revoluzzer" sind echtes Volkstheater, das sich mit der eigenen Vergangenheit kritisch-wohlwollend
auseinandersetzt und dabei die Aktualität nicht vergisst. Viele Zuschauer setzen sich mit den Ereignissen
vor 200 Jahren in der Gegend, wo sie leben, auseinander; so als hätten sie nach diesem einmaligen Theatererlebnis
ein Denk-mal im Herzen.
Übrigens: Beim Denkmal bei der Post haben einzelne Mitglieder des Ensembles der Aemtler Bühne nach der
Première Blumen niedergelegt, still und diskret, um so den Helden von 1804 ein ehrendes Andenken zu bewahren.
Thomas Stricker, Autor und Vorstandsmitglied der Aemtler Bühne