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Landschaftspflege oder Existenzsicherung?

Zwei Bonstetter Landwirte stellten ihre Betriebe vor

Die SVP Bonstetten hatte auf vergangenen Samstagnachmittag, den 2.7.05, auf die nahe beieinander liegenden Bauernhöfe der Familien Locher und Wettstein eingeladen, um sich deren Betriebe vorstellen zu lassen und zu erklären, wie sie sich die Bewältigung ihrer Zukunft als Landwirte vorstellen.

Von Ernst Schlatter


Gerade grossartig war der Zustrom zu dieser äusserst informativen Veranstaltung nicht. Doch die Anwesenden hörten sehr interessiert den Ausführungen der beiden Bonstetter Landwirte zu und fragten nach.
Werner Locher schilderte die aktuelle Lage der Landwirtschaft, ausgehend von den Veränderungen, die sich auf seinem eigenen Hof seit 1940 ergeben haben.
1986 übernahm er den Hof von seinem Vater. Damals waren noch dreieinhalb Arbeitskräfte im Betrieb tätig, der Getreide-, Obstbau und Schafzucht betrieb.
Heute ist er selber die einzige Arbeitskraft und hat seinen Betrieb ganz auf Milchwirtschaft umgestellt. Er produziert im Tag durchschnittlich 600 Liter Milch. Durch die Haltung der Kühe in einem Laufstall und eine rationelle Melkmethode ist es ihm möglich, daneben noch auswärts dazu zu verdienen, denn die Erträge aus der Milchwirtschaft allein würden niemals die erforderliche Wertschöpfung bringen.

Das Heft selber in die Hand nehmen

"Die Bauern müssen das Heft selber in die Hand nehmen. Die 30 Bauernvertreter in den eidgenössischen Parlamenten bringen unsere Forderungen nicht durch." Locher arbeitet auch in einer Planungsgruppe, welche europaweit einen Milchstreik in Betracht zieht, um der Bevölkerung klar zu machen, dass die massiven Einbussen nicht mehr tragbar sind und zum Ruin der Landwirtschaft führen würden.
"Wir hoffen natürlich, dass nur schon das Reden über einen möglichen Milchstreik etwas in Bewegung bringen kann. Es geht nicht an, dass man ständig von Landwirtschaftssubventionierung spricht, es geht letztlich um eine Nahrungsmittelsubventionierung, sind doch in der landwirtschaftlichen Produktionskette 300 000 bis 400 000 Arbeitsplätze betroffen."

Umstrukturierungen sind nötig geworden

Anschliessend stellten Ruth und Konrad Wettstein-Peter ihren Familienbetrieb vor, der direkt an der viel befahrenen Strasse zwischen Hedingen und Birmensdorf liegt.
Ihr Betrieb umfasst 15 Hektaren Land (3 Hektaren eigenes, 12 Hektaren gepachtet). 50 % der Gesamtfläche ihres Betriebs liegt in der Fruchtfolgefläche. Seit 1996 bewirtschaften sie nach den Richtlinien der IP (integrierte Produktion). Angepflanzt werden Winterweizen, Dinkel, Wintergerste, Sommerhafer, Kartoffeln, Eiweisserbsen und Silomais. Es ist ein typischer Familienbetrieb: Ruth und Konrad Wettstein - beide ausgebildete Betriebsleiter - werden unterstützt durch den Vater, der hauptsächlich die Stallarbeiten besorgt und im Ackerbau aushilft. So ist es Konrad Wettstein möglich, noch einer auswärtigen Tätigkeit nachzugehen (als Lastwagenfahrer).

Die Strasse als Chance

Trotzdem haben die Wettsteins begonnen, sich Gedanken zu machen, wie die Wertschöpfung auf dem Betrieb bleiben könnte. Mit Engagement und Freude haben sie das Projekt "Hofladen" in Angriff genommen, denn die Angst, dass die Direktzahlungen für Landwirte im Talgebiet in nächster Zukunft ausbleiben werden ist - wegen der Sparmassnahmen des Bundes - sehr realistisch. (siehe Artikel in der Sonntagszeitung vom 3. Juli, Seite 49).
Der kleine Betrieb der Wettsteins ist sehr vielseitig. Die Lage an der Strasse (pro Tag 13 500 Fahrzeuge!) kann durchaus als Chance gesehen werden, um in Zukunft noch vermehrt Produkte - auch aus der Milchwirtschaft - den Passanten anzubieten. (siehe Kasten)
Ziel ist es auch, der unökologischen Verteilung der Lebensmittel einen Gegenpol entgegen zu setzen: "Unsere Betriebsphilosophie ist es" - so Konrad Wettstein - "dass, was hier gewachsen ist, hier verarbeitet und direkt an den Konsumenten verkauft wird."
Anschliessend konnten die Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung bei einer kleinen Degustation verschiedene landwirtschaftliche Erzeugnisse aus der Eigenproduktion der beiden Höfe kennen lernen und geniessen.

Produkte aus "Wettsteins Hofladen"

an der Islisbergstrasse 4, Bonstetten
Telefon 044 777 91 06

  • Frischmilch ab Automat
  • Eier, Kartoffeln
  • Weizen- und Dinkelmehl
  • Kleie, Ganzkorn Weizen und Dinkel
  • verschiedene Brotsorten
  • Zöpfe und diverse Backwaren
  • Konfitüre, Sirup
  • Cheminéeholz
  • Schmuck und Geflechte aus Stroh


Zugekauft von anderen Bauernbetrieben aus der Region und der Verwandtschaft:

Obst, Dörrobst, Süssmost, Traubensaft, getrocknete Zwiebeln, Honig und diverse Dinkelprodukte

Ab Herbst 2005 zusätzlich:

Pastmilch, Joghurt, Quark, Rahm und Butter

Der Hofladen ist geöffnet:
Montag bis Freitag von 16 bis 19 Uhr
Samstag von 9 bis 17 Uhr. Sonntag geschlossen

Frisches Brot gibt es:

Montag, Mittwoch, Freitag ab 16 Uhr
Samstag ab 9 Uhr

Bilder:
1 + 1a: Werner Locher bei seinem engagierten Referat. (Bild eschla)
2 Ruth und Konrad Wettstein stellen ihren Betrieb vor. (Bild eschla)